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Die Gartenkunst — 13.1911

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Hoemann, Reinhold: Frankfurter Gärten: kritische Betrachtungen von Gärten und Parkanlagen Frankfurts und seiner Umgebung
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0190

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182

DIE GARTENKUNST.

XIII, 10

Ringanlagen in Frankfurt a. M.: Malerische Baumpflanzung. Aufnahme von Heicke, Frankfurt a. M.

Man hat auch hier stets den Eindruck, daß eine
vorzüglich organisierte, planmäßig arbeitende Verwal-
tung zielbewußt den ausgedehnten, in seinen einzelnen
Abteilungen höchst verschiedenartigen Betrieb leitet.

Gärtnerei und Baumschule waren geradezu muster-
haft ; alle Anlagen ließen eine sorgfältige Pflege bei
peinlicher Sauberkeit und Ordnung erkennen. Man
sah auch, daß zur Durchführung dieser Erscheinungen
reiche Mittel zur Verfügung stehen und daß diese
Mittel in vernünftiger, zweckentsprechender Weise ver-
wandt werden.

Die städt. Verwaltung war auch erfolgreich be-
müht, Anforderungen neuzeitlicher Lebensauffassung
gerecht zu werden; ich erinnere an den modern auf-
gefaßten und durchgeführten Ostpark mit seinen großen,
bunt belebten Spielwiesen und seinem modern einge-
richteten Schulgarten, ich erinnere an die neue Fried-
hofanlage und die vielgestaltigen Gärten am Kranken-
hausneubau. Diese wohlverdiente Anerkennung hindert
natürlich nicht, daß man auch hier bei der formalen
Gestaltung mancher Einzelheiten andere Auffassungen
haben kann, Auffassungen, die zu einem anderen End-
ergebnis geführt haben würden. Ich will versuchen, dies
an einigen Beispielen zu erklären.

Ich ging durch die Ring-Anlagen Frankfurts, jenes
kostbaren Besitzes der alten Mainstadt, der tagtäglich
Tausenden von Bürgern Erholung, Zerstreuung, Freude
bietet. Der Weg führte durch Parkteile, die einen außer-
ordentlich schönen, malerischen Baumwuchs in bester An-

ordnung zeigten. Zuweilen waren die Bäume reizvoll von
Schlingpflanzen und Lianen durchsponnen, Einzelbäume
und grüne Gehölzgruppen lösten die Massen geschickt auf,
das Ganze wuchs heraus aus einem saftig grünen, wohl-
gepflegten Rasen. Ich dachte an v. Engelhardts Vor-
trag, an die Naturform der Bäume und Schlingpflanzen,
an die Kulturform des geschorenen Rasens und ich
fand, daß trotz dieser Gegensätze sich hier alles har-
monisch zu einem schönen Ganzen einigte. Ich stand
vor einem Bilde ruhiger, schlichter Natur- und Garten-
schönheit, ich fühlte mich wohl und behaglich, als ich
auf einer Bank sitzend dies alles auf mich ein-
wirken ließ.

Ich ging weiter und kam in einen Teil dieser
Ringanlagen, der in der Raumgestaltung ganz ähnlich
behandelt war, aber hier hatte man vor Baum und
Strauch mit prächtigen, großblumigen Hortensien, mit
großen Funkien, deren blaugrüne Blätter auffallend in
Erscheinung traten, reichlich geschmückt, ich zweifle
nicht daran zur Freude der Frankfurter Bürger und doch
empfand ich diesen Schmuck als ein störendes Zuviel.
Die dekorative Prunkform der Hortensie, die anspruchs-
volle Erscheinung der grünblauen Funkie, sie kontra-
stierte nach meinem Empfinden unharmonisch mit der
schlichten Naturform der Bäume und Sträucher.

Ist es die ausgesprochene Gartenform, welche die
Kultur des Gärtners heranzüchtete, welche sich nun
nicht harmonisch binden will mit der vom Menschen
unbeeinflußten Naturform der Bäume, ist es die auf-
 
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