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Die Gartenkunst — 13.1911

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Hoemann, Reinhold: Frankfurter Gärten: kritische Betrachtungen von Gärten und Parkanlagen Frankfurts und seiner Umgebung
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0193

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XIII, 10

DIE GARTENKUNST.

185

Außer den öffentlichen Gärten Frankfurts hatten solle die Grenzen dieses Haines gegen den wilden Wald

wir dann Gelegenheit eine ganze Reihe von Privat- straff und streng durchführen, sei es mit Mauer oder

gärten zu sehen. Es kann nicht Aufgabe dieses Be- Pflanzung oder sonstwie und nicht versuchen, weiche

richtes sein, alles zu erwähnen, was wir gesehen, ich Übergänge zu schaffen.

möchte nur einiges herausheben, was mir besonders Man sollte auch diese ruhige Wirkung des Haines
beachtenswert erschien. Zunächst sei da die Besitzung auf dem Rasengrund nicht störend beeinträchtigen durch
des Herrn Generalkonsuls v. Weinberg erwähnt. Das Anpflanzung von Schlingrosen etc. Jedes Mehr ist hier
Haus ist in englischer Bauart mitten hinein in einen ein Weniger! Wie gut solch straffe Trennung im Walde
Kiefernwald gesetzt. Die „Gartenkunst" hat ja auch wirkt, bewies der schöne Rasenspielplatz, der dem
früher schon Bilder aus dieser Besitzung gebracht, in Herrenhause vorgelagert, mit seiner umschließenden
welchem die reiche und geschickte Verwendung von Hecke und den wirklich reizvollen kleinen Garten-
Rhododendron gezeigt wurde. Das kann ich hier also architekturen (Tore, Bänke, Plastiken usw.). Dieser
übergehen. Interessant war mir, wie auf der Gartenseite waldumschlossene Spielplatz ist ein vorzügliches Bei-
der langgestreckten Wohngebäude der wilde Kiefernwald spiel gelungener Raumgestaltung im Garten. Die An-

Das Schauspielhaus in Frankfurt a. M. im Blumenschmuck. Aufnahme von Heicke, Frankfurt a. M.

behandelt wurde. Man hat in dem Walde alle schwäch-
lichen und schlechten Stämme entfernt, die verbleiben-
den Stämme sorgfältig von totem Geäst gereinigt, so
daß alles gesund und lebenskräftig aussah. Den Boden
des Waldes säuberte man und säte nach gehöriger Vor-
bereitung grünen Rasen hinein in den Kiefernwald, den
Rasen aber pflegte man, man schnitt und wässerte und
frischgrün leuchtet er heraus aus den broncefarbenen
Stämmen. Man kann das vielleicht naturwidrig und
deshalb unrichtig nennen, man kann wieder sagen, es
kollidiert hier die Kulturform des geschorenen Rasens
mit der Naturform des Waldes, aber diese Argumente
halten nicht Stich hier, ich fand den Wald oder rich-
tiger gesagt den Hain (also streng genommen eine Kultur-
form des Waldes) aus dem Rasen herauswachsend von
ausgezeichneter Wirkung, ich möchte nur. meinen, man

lagen an Haus Waldfried zeigten übrigens auch eine
ganz musterhafte Pflege.

Einer der Gärten, die mich auf unserem Rundgange
am meisten erfreuten, war derjenige von Schloß
Wolfsgarten.

Wolfsgarten ist ein altes, prächtiges Jagdschlößchen
Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs von Hessen.

Es liegt inmitten eines alten großen Parks, der
wohl ursprünglich als Tierpark oder Jagdgehege angelegt
wurde. Um das Schloß herum liegen eine Anzahl
kleiner, hecken- oder mauerumfriedigter Gärtchen, die
mir nach mancher Richtung hin geradezu vorbildlich
erschienen.

Es sind keine sehenswerten Kulturen, die dort
vorgeführt werden, es wird auch kein Prunk dort ge-
trieben mit Blumenfülle und Blumenpracht, aber der
 
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