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Die Gartenkunst — 13.1911

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Hoemann, Reinhold: Frankfurter Gärten: kritische Betrachtungen von Gärten und Parkanlagen Frankfurts und seiner Umgebung
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0195

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XIII, 10

DIE GARTENKUNST.

187

Stimmungswert dieser kleinen Gärten, zumal jetzt in wiederum blühende Rosenguirlanden zum Boden herab-
der Zeit der Rosenblüte, war ein hervorragender. Wo- hängen. In der Hofecke steht ein alter schöner Zieh-
ran liegt das ? Zum Teil vielleicht in der Abgeschieden- brunnen, dessen Tragegerüst ebenfalls von Rosen liebe-
heit dieser mauerumfriedeten Gartenteile, zum Teil voll umsponnen ist. — So etwa habe ich als Kind
in der geschlossenen Raumwirkung dieser Teile, zum mir Dornröschens Schloß gedacht, ganz so seine mär-
Teil auch in der glücklichen Anordnung und Verwen- chenhafte, träumerisch-stille Schönheit,
dung guter, alter Gartenarchitekturen in Form von Aus den Einzelgärten bringe ich einzelne Details
Brunnen, Gartenfiguren, Toren, Laubgängen usw., zum im Bilde, die besser als das geschriebene Wort von
anderen Teil wieder in dem malerischen Wuchs ein- den köstlichen Schönheitswerten dieser stillen, ein-
zelner Pflanzen und Pflanzengruppen, welche die strenge fachen Gärten erzählen. Schade ist's, daß der wohl

Schloß Wolfsgarten Sr. Kgl. Höh. des Grofiherzogs von Hessen. Aufnahme von Susanne Homann, Darmstadt.

Symmetrie der Grundrißanordnung malerisch auflöste.
Wie schlicht und doch so vornehm wirkte der Gartenhof,
ganz umschlossen von den Fronten des Schlosses und
der Wirtschaftsgebäude, deren Wände lieblich über-
sponnen sind von Gaisblatt und Rosen, von Rosen,
deren matte violettrote Farben so fein mit dem grauen
Gemäuer zusammenstimmten. In der Mitte des Hofes
plätschert leise und geheimnisvoll der schön gestaltete
Wolfsbrunnen; ihn umrahmen alte ungeschnittene
Kugelakazien, aus deren Zweigen lange Ranken blühen-
der Schlingrosen zierlich herabhängen. Auf den Brunnen
mündet ein Kreuzweg, an den Gebäuden führt eben-
falls ein breiter Weg vorüber; die hierdurch entstehen-
den 4 Rasenstücke sind an den Grenzen mit geschnit-
tenen Ahornbäumen umgeben, aus deren Kronen

erst in neuerer Zeit hinzugefügte Blumengarten auf
der Parkseite des Schlosses, der sich um ein großes,
kreisrundes Wasserbecken aufbaut, mißlungen ist und
die feinen Werte, welche die vorher beschriebenen
Gartenteile aufweisen, vollkommen vermissen läßt.

Von ganz anderer Art als die Gärten bei Schloß
Wolfsgarten war die Parkanlage der Frau Stadtrat
Grunelius aus Frankfurt in Kronberg am Taunus. Es
ist der Park einer großen Pflanzenliebhaberin; man
sieht ihm sofort an, daß er mit Liebe, Verständnis
und gutem Geschick gebaut ist. Er ist unregelmäßig
malerisch gestaltet, in der Art, die man landschaftlich
nennt.

Der Garten liegt am Berghange und man sieht,
wie das Nadelholz, seiner Natur nach ein Bergkind,
 
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