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Die Gartenkunst — 13.1911

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Rothe, Richard: Blühende Stauden in einer nordamerikanischen Waldvillenkolonie
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Bücherschau
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Personalnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0204

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196

DIE GARTENKUNST.

XIII, 10

geschritten, daß sie einen Begriff des Entwurfes, so-
wie der beabsichtigten Bepflanzung ermöglichte. Der
Plan wurde ohne Abänderung genehmigt. Als ich kurze
Zeit darauf an der Landungsstelle das Segel für die Heim-
fahrt setzte, hatte ich meinen Auftrag in der Tasche und
es war mir volle Freiheit in der Anordnung der Einzel-
heiten bewilligtworden. Als ich im darauf folgenden
Monat August wieder einmal an derselben Stelle stand,
da bildeten meine Stauden und Sommerblumen ein
Blütengewoge, dessen lebhaftes Farbenspiel im Rahmen
der nordischen Tannen doppelt zur Geltung kam. Und
statt der marmornen Statuetten des anfangs geplanten
architektonischen Gärtchens grüßte mich eine unserer
jungen, schlanken Amerikanerinnen, die in sommerliches
Weiß gekleidet in den schmalen Wegen auf und ab ging
und bald darauf mit einem Arm voll langgeschnittener
Blumen auf einem Pfade im Waldesdunkel verschwand.
Waldeszauber und Blütengewoge, welch köstliches Stim-
mungsbild, und mit welch einfachen Mitteln zu erreichen !

Die Erschließung von Gebieten dieser Art hat
ihren eigenen Reiz. Die Ausführung der verschiedensten
Aufgaben, die sie zeitigt, schärft den Blick, erzieht zu
selbständigem Denken und lehrt, für jedes Problem
eine Lösung finden. Für das Fehlen der Möglichkeit,
sich an einigen wenigen großen Schöpfungen zu ver-
suchen, entschädigen zahlreiche Erfolge im kleinen.
Ferne von der unmittelbaren Berührung mit den zeit-
genössischen Kunstströmungen und den sie hervor-
rufenden und treibenden Ursachen, ist man mehr oder
weniger darauf angewiesen, seine eigenen Wege zu
gehen. Die Erkenntnis des Schönen, in der uns um-
gebenden, unverfälschten Natur, ist unsere vornehmste
Lehrerin. Je weniger wir uns vom ästhetischen Stand-
punkt gegen sie versündigen, um so höher steigt der
ideale und materielle Wert unserer Arbeit und unseres
Besitztums.

Bücherschau.

Esther Gräfin von Voß, zwölf Monate in einem Blumen-
garten. Hinstorffsche Verlagsbuchhandlung, Wismar 1910. —
Unter diesem Titel ist ein Büchlein erschienen, welches ein-
fach und geschmackvoll ausgestattet, uns besondere Freude
machen muß. Nicht weil es dem Fachmanne neue Erfahrun-
gen mitteilt oder besonders beachtenswerte Beispiele für die
Ausstattung des Blumengartens bringt — das will seine Verfas-
serin gar nicht — sondern einfach deshalb, weil die Dame
überhaupt ihre Erfahrungen niedergeschrieben und der Öffent-
lichkeit übergeben hat. Wir klagen oft darüber, daß unsere
Kunst- und Berufsbestrebungen im großen Publikum so wenig
Beachtung und Verständnis finden, daß insbesondere unsere
Frauenwelt in bedauerlichem Gegensatze zu den Frauen anderer
Völker mit wenigen Ausnahmen jegliche tiefere Anteilnahme am
Gartenleben, Neigung zu eigener Betätigung und Bekundung
persönlichen Geschmackes vermissen läßt. Wir müssen ein
solches Buch daher als ein Zeichen der Besserung begrüßen;
denn es beweist, daß sich in dieser Beziehung ein Wandel
vorbereitet, daß Frauen selbst zu fühlen beginnen, was ihnen
und dem Garten fehlt, daß sie die Scheu vor eigener Betäti-
gung verlieren, und einzelne, wofür Gräfin Voß ein Beweis
ist, sich schon soviel Selbständigkeit und Erfahrung angeeignet
haben, um anderen Lehren erteilen zu können.

Das Buch reicht nicht an Gertrude Jekylls „Wald und
Garten" heran; inhaltlich nicht und im äußeren Umfange nicht.
Aber die Verfasserin hat doch schon manches selbst beob-
achtet und gelernt, und bekundet sichere Beobachtungsgabe,
offenen Blick und feines Gefühl für die Stimmung und Reize des
Gartens; daneben lassen ihre Anleitungen zu den verschiedenen
Arbeiten im Laufe der Monate praktisches Verständnis erkennen
und werden in einer Form geboten, die es äuch dem Anfänger
leicht macht, zu verstehen und Nutzen daraus zu ziehen. Die
Pflanzenkenntnis der Verfasserin ist beachtenswert und zwar
kennt sie nicht allein, die Pflanzen selbst, sondern auch ihre Be-
handlung und Verwendung. Was sie im Abschnitt Juni über
Stauden sagt, kann sich mancher Fachmann, der eine Stauden-
rabatte anlegen will, zur Lehre "dienen lassen. Für die Garten-
liebhaber wird das Buch besonders -wertvoll, weil die Angaben
der Verfasserin ohne große Umstände überall unter den ein-
fachsten Verhältnissen befolgt werden können.

Wir dürfen daher hoffen und wünschen, daß das Buch
weite Verbreitung findet und bald auf dem Tische jeder Blu-
men- und Gartenfreundin seinen Patz erhält und behauptet.
Auch sollte es nie vergessen werden, wenn Damen Fachleute
um Empfehlung von Büchern ersuchen, aus denen sie sich
in Gartendingen unterrichten können. H.

Personalnachrichten.

Fintelmann, Gustav, kgl. Hofgartendirektor, Potsdam-
Sanssouci hat seines Gehörleidens halber seine Pensionierung
zum 1. Oktober d. J. beantragt und erhalten. In Anerken-
nung seiner Verdienste wurde ihm der Kgl. Kronenorden
II. Klasse verliehen.

Zeininger, Heinrich, bisher städtischer Gartendirektor in
Hannover, wurde als Nachfolger Fintelmanns als Kgl. Flof-
gartendirektor nach Potsdam - Sanssouci berufen. Zeininger,
dessen fachmännische Tüchtigkeit in Berufskreisen in hoher
Achtung steht und dessen liebenswürdige Persönlichkeit über-
all geschätzt wird, übernimmt den arbeitsreichen und verant-
wortungsvollen Posten im rüstigsten, tatkräftigsten Mannes-
alter; mögen ihm reiche Erfolge auf dem ausgedehnten Felde
seiner neuen Tätigkeit beschieden sein.

Glatt, Kgl. Hofgärtner am Neuen Palais bei Potsdam,
tritt nach 36jährigem Dienst bei der Kgl. Hofgärten-Verwal-
tung am 1. Oktober c. in den wohlverdienten Ruhestand.

Potente, bisher Kgl. Hofgärtner in Charlottenburg, wurde
als Nachfolger Glatts nach dem Neuen Palais in Potsdam berufen.

Max Schmöger, Stadt - Garteninspektor von Freiburg,
feierte am 1. September sein goldenes Berufsjubiläum. Seit dem
Jahre 1874 bekleidet der Jubilar die Stelle des ersten Garten-
beamten der Stadt Freiburg und seine vielen Neuschöpfungen
geben Kunde von einer unermüdlichen Tätigkeit. Möge es
dem sich einer seltenen Frische und Rüstigkeit und großen
Ansehens erfreuenden Jubilar noch recht lange vergönnt sein,
sein Amt in der schönen Hauptstadt des Breisgaues zu verwalten.

R. Hartnauer, früher Garteninspektor der „Flora" zu Köln,
wurde von den großen Farbwerken in Leverkusen als Garten-
inspektor angestellt.

Hans Schmidt, Gartenarchitekt, Bremen-Hemelingen wurde
mit der örtlichen Bauleitung der Neuanlage des Osterholzer
Friedhofes betraut.

F. Kallenbach, früher Obergärtner der Westhofener Baum-
schulen in Westhofen i.W. gründete in Stuttgart eine Rosenschule.

Berichtigung. In dem Bericht des Herrn G. Brandes über
die Gartenkunstausstellung in Oldenburg wird auf Seite 171
Harry Maß als der künstlerische Leiter der Firma Schnacken-
berg & Siebold bezeichnet. Diese Bezeichnung ist irrig, es
muß heißen „der künstlerische Mitarbeiter".

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoemann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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