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Die Gartenkunst — 13.1911

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Ammann, Gustav: Schloß Benrath und seine Gärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0205

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XIII, 11 DIE GARTENKUNST. 197

Abb. i. Schloß Benrath: Schloßteich mit Ulmenallee.

Schloß Benrath und seine Gärten.

Von Gustav Ammann, Zürich.

Kreischend nimmt die Elektrische die große Kurve konnten auch die Jahrhunderte des Zweifels und der

um den stillen Schloßteich. Sie kommt aus dem ca. Neuerer nicht zerstören.

10 km entfernten Düsseldorf. Ich steige aus und die Der Herbst liegt überm Lande. Milder Sonnen-
großen Wagen verschwinden und lassen die Ruhe zu- schein durchwärmt die ehrwürdige Stätte, das Gelb der
rück, die sie eben störten. Still liegt er da, der runde Linde, das feurige Rot des wilden Weines und das
Weiher (Abb. i). Ein Kranz düsterer Ulmen wirft tiefe dunkle Grün alter Tannen verschmelzend zu einem
Schatten. Auf der anderen Seite gleichfalls Ruhe. Die Bilde sonder Pracht. Auf den Wegen raschelt das Laub,
Horizontale erhöht sie noch. Ein Ring von flachbe- das müde herabgefallen und bedeckt altes Gemäuer
dachten Gebäuden krümmt sich um die stillen Ufer, und grünes Moos. Es liegt etwas Träumerisches in
gleich einem riesigen Hufeisen sie umklammernd diesen weichen Herbstagen. Ich schlendere vorbei an
(Abb. 2). In seinem Gelenk liegt das Schloß. Es tritt der Orangerie und den Nebengebäuden und trete durch
nicht auffällig hervor, aber große Rampen und Treppen, das halbgeöffnete Gartentor auf der linken Schloßseite,
breitgelagert, lassen es als das Dominierende erscheinen. Plötzlich weitet sich das Bild (Abb. 3). Eingerahmt
Und inmitten, im Mittelpunkt des Organismus, steigt von malerischen Bäumen liegt ein langer Rasenstreifen,
aus einer kleinen Insel die Säule einer Pappel empor, durch dessen Mitte sonderbare Steinfiguren eingelassen
gleichsam den Punkt markierend, den alle die ver- scheinen. Ich trete näher und errate: eine alte Kaskade,
schiedenen Kreise als ihr Zentrum bekennen. Aus den abbröckelnden Fugen des vom Wasser ver-
Vor anderthalb Jahrhunderten ist die Anlage ent- lassenen Mauerwerkes sprießen Gräser und dunkle
standen. 1756—60 wurde sie erbaut unter dem Kur- Flechten überziehen den grauen Stein. Von meinem tiefen
fürsten Karl Theodor, als Mittelpunkt der alten Kultur- Standpunkt aus sehen die barocken Ränder der Kas-
länder Jülich und Berg. Ihr Schöpfer ist ein Franzose, kade gequetschten Ringen gleich, die sich über den
der Generalbaudirektor von Pigage. Mit starker Hand Rasen heben. Rosenrabatten begleiten die längslaufen-
ordnete er das Ganze und den großen Organismus den Wege und aus einer alten geschnittenen Ulmen-
 
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