XIII, 11
DIE GARTENKUNST.
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allee, die ursprünglich die streng gebaute Anlage be- der Front des Schlosses. (Abb. 6.) Das Bild ist be-
gleitete, ist ein malerischer Gang geworden. strickend. Eine große Figur, deren Sockel Rosenbüsche
Ich gehe weiter in der Lichtung, nach oben zu. überwuchern, steht dunkel vor der blendenden Mauer-
Da ist das Wasser noch. Sprudelnd und schäumend fläche. Ein kleines Mäuerchen verbindet sie mit einem
quillt es aus der schwarzen Öffnung und ergießt sich Schildwachthäuschen, das unter einem malerischen
in das mauerumschlossene erste Becken (Abb. 4). Nun Baume steht. Lustig stehen die hellen Kübel vor der Front
sehe ich es deutlich; von hier ist es früher überge- des Schlosses in Reih und Glied und darüber hinaus
flössen in einen dreieckig geformten Teich (Abb. 5), lugen die zierlichen Dachfenster und die schöne Plastik
den ich rückwärts blickend sehe und von dort dann über dem Haupteingang. Die kleine Topfpflanze an der
mählig gegen das Schloß über die gewundenen Kaskaden Rasenecke würde ich gerne missen und der Kübel zwischen
gefallen. Der Weg führte oben über Bretter, die auf Schilderhaus und Figur gehört wohl auch nicht dorthin,
steinerne Leisten gelegt den seichten ersten Überfall Auf der andern Seite des Schlosses steht wieder
Abb. 4. Schloß Benrath: Das oberste Becken der Kaskade und Überfall mit den Steinleisten für die Bretter.
überbrückten. Nun fließt das Wasser sofort wieder ab, Figur und Wachthäuschen (Abb. 7 u. 8), die ich mir
kommt nicht zu seinem frohen Spiel und die verlassenen von allen Seiten betrachte. Hier steht eine männliche
Becken zerfallen, da sie keinen Zweck mehr zu erfüllen Plastik. Der Sandstein ist schon bedenklich angewittert,
haben. Aus dem vermoderten Laub grünt das Moos und aber der Ausdruck des Gesichtes und die Muskulatur
die herbstliche Stimmung unterstützt die Wehmut, mit noch gut zu erkennen. Auch hier steht die Figur in Rosen-
der ich den Verfall der schönen Stätte betrachte. gestrüpp und die beiden Topfpflanzen auf dem Mäuer-
Indem ich weiterwandere, in Gedanken unsere Zeit chen verleihen dem Bilde fast etwas Südländisches,
mißbilligend, die verständnislos so ehrwürdige und Nun stelle ich mich auf die Treppe vor das Schloß,
schöne Denkmäler der Verwahrlosung und Zerstörung (Abb. 9.) Weit schweift das Auge über eine glitzernde
überläßt, komme ich in eine lange Lindenallee. Senk- Wasserfläche, die auf beiden Seiten edle Kastanien-
recht steigen die Äste der ehemals gekappten Bäume alleen begrenzen. Unendlich scheint die Ferne und
himmelan, gleich den Säulen eines gotischen Domes; tiefer durch den Dunst, den der herbstliche Tag da-
vorn blitzt das Sonnenlicht durch eine Öffnung breit zwischen webt. Nur die 4 Pflänzchen an der Rasen-
herein und kleine Sonnenflecken zittern auf dem moos- kante! Aber ich laß es mich nicht verdrießen, noch
bewachsenen Boden. Ich strebe der hellen Öffnung einmal blicke ich hin, um darauf hinabzupilgern
zu und stehe, geblendet vom Glanz und Licht, vor zwischen den Stämmen der alten Maronenbäume. Die
DIE GARTENKUNST.
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allee, die ursprünglich die streng gebaute Anlage be- der Front des Schlosses. (Abb. 6.) Das Bild ist be-
gleitete, ist ein malerischer Gang geworden. strickend. Eine große Figur, deren Sockel Rosenbüsche
Ich gehe weiter in der Lichtung, nach oben zu. überwuchern, steht dunkel vor der blendenden Mauer-
Da ist das Wasser noch. Sprudelnd und schäumend fläche. Ein kleines Mäuerchen verbindet sie mit einem
quillt es aus der schwarzen Öffnung und ergießt sich Schildwachthäuschen, das unter einem malerischen
in das mauerumschlossene erste Becken (Abb. 4). Nun Baume steht. Lustig stehen die hellen Kübel vor der Front
sehe ich es deutlich; von hier ist es früher überge- des Schlosses in Reih und Glied und darüber hinaus
flössen in einen dreieckig geformten Teich (Abb. 5), lugen die zierlichen Dachfenster und die schöne Plastik
den ich rückwärts blickend sehe und von dort dann über dem Haupteingang. Die kleine Topfpflanze an der
mählig gegen das Schloß über die gewundenen Kaskaden Rasenecke würde ich gerne missen und der Kübel zwischen
gefallen. Der Weg führte oben über Bretter, die auf Schilderhaus und Figur gehört wohl auch nicht dorthin,
steinerne Leisten gelegt den seichten ersten Überfall Auf der andern Seite des Schlosses steht wieder
Abb. 4. Schloß Benrath: Das oberste Becken der Kaskade und Überfall mit den Steinleisten für die Bretter.
überbrückten. Nun fließt das Wasser sofort wieder ab, Figur und Wachthäuschen (Abb. 7 u. 8), die ich mir
kommt nicht zu seinem frohen Spiel und die verlassenen von allen Seiten betrachte. Hier steht eine männliche
Becken zerfallen, da sie keinen Zweck mehr zu erfüllen Plastik. Der Sandstein ist schon bedenklich angewittert,
haben. Aus dem vermoderten Laub grünt das Moos und aber der Ausdruck des Gesichtes und die Muskulatur
die herbstliche Stimmung unterstützt die Wehmut, mit noch gut zu erkennen. Auch hier steht die Figur in Rosen-
der ich den Verfall der schönen Stätte betrachte. gestrüpp und die beiden Topfpflanzen auf dem Mäuer-
Indem ich weiterwandere, in Gedanken unsere Zeit chen verleihen dem Bilde fast etwas Südländisches,
mißbilligend, die verständnislos so ehrwürdige und Nun stelle ich mich auf die Treppe vor das Schloß,
schöne Denkmäler der Verwahrlosung und Zerstörung (Abb. 9.) Weit schweift das Auge über eine glitzernde
überläßt, komme ich in eine lange Lindenallee. Senk- Wasserfläche, die auf beiden Seiten edle Kastanien-
recht steigen die Äste der ehemals gekappten Bäume alleen begrenzen. Unendlich scheint die Ferne und
himmelan, gleich den Säulen eines gotischen Domes; tiefer durch den Dunst, den der herbstliche Tag da-
vorn blitzt das Sonnenlicht durch eine Öffnung breit zwischen webt. Nur die 4 Pflänzchen an der Rasen-
herein und kleine Sonnenflecken zittern auf dem moos- kante! Aber ich laß es mich nicht verdrießen, noch
bewachsenen Boden. Ich strebe der hellen Öffnung einmal blicke ich hin, um darauf hinabzupilgern
zu und stehe, geblendet vom Glanz und Licht, vor zwischen den Stämmen der alten Maronenbäume. Die