Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 13.1911

DOI Artikel:
Ammann, Gustav: Schloß Benrath und seine Gärten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0209

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XIII, 11

DIE GARTENKUNST.

201

stacheligen Früchte liegen massenhaft am Boden, die scheiden, da mir deren Entstehungszeit nicht bekannt
aufgeplatzte weiße Innenseite leuchtet aus dem grünen ist. Es ist aber sehr wahrscheinlich. So ist die Haupt-
Grase. Ich hebe viele auf. Umsonst! Die Kerne sind gliederung und Orientierung in diesen klassischen Gärten
verkümmert, die Frucht vermag hier nicht zu reifen, dieselbe und die Wirkung dieselbe großartige, mächtige.
Still liegt die Wasserfläche des Kanales. Nun bin ich Mit feinem Verständnis sind dann die Einzelheiten den
am Ende. (Abb. 10.) Im bewegten Rahmen der örtlichen Verhältnissen angepaßt.

Kastanien liegt gleich einem Schmuckkästchen das Aber während Nymphenburg bewohnt wird und

kleine Schloß, verträumt, verlassen. Grüne Algen- seine Gärten gepflegt und gehegt werden für den
bündel brechen die schweren Schatten des Wasser- Münchner, für die Maler und Künstler der Isarstadt,
spiegeis. Aber diese Tannen! Und warum denn Tannen? während das französische Volk sehr große Mittel auf-
in Versailles stehen Pyramidenpappeln; sie sind als bringt, um sein beliebtes Versailles zu erhalten und
Maßstab für die unendliche Ferne sehr geeignet; ich sich seiner Wasserspiele zu erfreuen, läßt man am
glaube nicht, daß sich der spitze und zackige Wuchs Rheine ein kleines Paradies vergehen und vergessen,
von Tannen dafür eignet. in der Nähe von Städten wie Düsseldorf oder Köln.

Der übrige Teil ist Wald. Bis an den Rhein Ist es nicht schade darum ? Lohnte es sich nicht der
hinab durchziehen ihn schattige Wege oder breite Mühe, Mittel aufzubringen zur Erhaltung einer Stätte,
Schneisen; nur ein Platz, umgrenzt von hochragenden die es gleichfalls verdienen würde neben Versailles,
Linden, liegt einmal dazwischen. Seine Form ist die neben Nymphenburg?

eines Hippodroms, er gleicht einem Saal im Grünen. Drum möchte ich die Frage hier in der Gartenkunst

Heute wird er als Baumschule verwen-
det !! Am Lindenrundell an der Ecke
beim Vater Rhein gehe ich den graden
Weg zum Schloß zurück. Ich wunderte
mich schon, keinen „englischen Garten"
zu finden. Und siehe da, auch hier fehlte
er nicht. Gegenüber der Kaskade am
anderen Schloßflügel führt ein Weg durch
ein zierliches Gartentor. Ein Tümpel!
Exotische Pflanzen, zum Teil Pracht-
exemplare umgeben ihn, sich drängend
im beschränkten Räume. Rhododendron-
büsche, die den kleinen Weg übersahen,
den der Gärtner an ihnen vorbeiführte,
Cedern, schirmartig ihre dustern Zweige
über das Teichlein reckend, Seerosen,
eine Wildnis von schwammigem Sumpf-
gewächs, den Wasserspiegel erdrückend.
Mitleidig betrachte ich den schweren
Kampf ums Dasein.

Dann sage ich der schönen Welt ade.
Leb wohl, verwunschenes Schloß, wer
weiß, in einigen Jahren überziehen dich
vielleicht die Häuslein einer Gartenstadt,
als ein Zeichen einer Zeit, die damit auf
höhere Stufen zu klimmen versucht. Ob's
ihr gelingt, so Schönes wieder zu voll-
bringen ?

Nun noch einige Betrachtungen. Die
Ähnlichkeit in der Hauptanordnung mit
Versailles und Nymphenburg ist auffällig.
Daß Pigage der Schöpfer als Franzose
ersteres gekannt und zum Teil nachge-
ahmt hat, ist sehr wahrscheinlich. Kur-
fürst Karl Theodor hatte starke Bezie-
hungen zu Bayern und war oft in München.
Ob nun auch die Anlage des Nymphen-
burgerparkes Einfluß auf die Planung aus-
übte, kann ich nicht mit Sicherheit ent- Fig. 7. Schloß Benrath: Die andere Plastik mit dem Wachthäuschen.
 
Annotationen