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Die Gartenkunst — 13.1911

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Hoemann, Reinhold: Streifzüge durch Garten und Park, [9]
DOI Artikel:
Maasz, Harry: Knicks im Landschafts- und Städtebild
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0213

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XIII, 11

DIE GARTENKUNST.

205

die Farbe hier mehr orangerot, während es bei unserer
gemeinen Hülse ein sattes, tiefes korallrot ist.

All diese schöngefärbten Früchte eignen sich, an
langem Zweig geschnitten, vorzüglich zur Ausschmückung
unserer Wohnräume.

Eines Frucht- und Blütengehölzes muß ich noch
erwähnen, welches sehr zierend und zugleich nutz-
bringend ist, ich meine die schöne Familie der Kirsch-
äpfel, die wie sie im Frühling durch ihren Blüten-
schmuck erfreuen, uns jetzt durch die oft schöngefärbten
Zierfrüchte ergötzen, die außerdem noch ein prächtiges
Gelee geben.

Die meisten Arten haben gelbe, oder gelbrote
Früchte, es gibt aber auch Arten, die prächtig dunkel-
rote Früchte bis zur Größe eines kleinen Apfels bringen.
Blühende und fruchtbringende Malusarten dürfen in
keinem Park fehlen.

Wenngleich jetzt fast alle Laubgehölze mit dem
Laubabfall beginnen, so gibt es immer noch vereinzelte
die noch Blütenschmuck tragen und dazu gehört Cary-
opteris mastacanthus, die Bartblume.

Die Blüte erinnert an die einer Verbene, ist von
hellvioletter Heliotropfarbe und von angenehmen Ge-
ruch. Der Strauch ist selten. Er blühte hier (vor
5 Jahren gepflanzt) zum ersten Male, und zwar begann
das Blühen anfangs August, und er blüht noch heute,
am 15. Oktober. Wir hatten in den letzten Jahren
den zwar hübsch belaubten, aber doch etwas unansehn-
lichen Strauch in seinem graufilzigen Laubwerk etwas
mißachtet, nun aber im Flor, zu einer blütenarmen
Zeit, gewinnt er wieder an Wertschätzung.

Wenn nun auch die Blüten bei unseren Gehölz-
arten selten geworden sind und nach und nach auf-
hören, so gibt es doch unter den Stauden noch eine
größere Anzahl schöner Herbstblüher.

In meinem letzten Aufsatz erwähnte ich die Herbst-
astern, deren späte Arten sich eben erst erschließen,
aber es gibt auch noch einige andere Herbstblüher.

So sehe ich gestern noch prächtige Silberkerzen
(Cimicifuga oder Actaea). Cimicifuga japonica ist
eine der besten Arten. Auf c. 80 cm hohen langen
Stielen erscheinen äußerst zierliche weiße Blüten-
trauben von sehr dekorativer Wirkung. Besonders schön
ist auch das üppige, zierende Laubwerk, ein großer
Vorzug für eine Pflanze, der Staudenrabatte. Ich rate sehr
dazu, die Silberkerzen (Cimicifugen) in den Stauden-
gruppen nicht zu vergessen, sie verdienen es tatsächlich
protegiert zu werden.

Eine andere gute Staude, die sowohl im Laubwerk
wie in der Blüte große Schönheit aufweist und die
jetzt im Oktober immer noch im Flor steht ist die
Herbstammone, Anemone jap. Wie edle Seide glänzt
das Blütenblatt einer guten Anemone, die bekannte
Anemonenform der Blüte ist sicherlich schön und edel
und auch hier ist das Laubwerk tadelfrei. Anemone jap.
„Honorine Jobert" ist eine gute, alte, reinweiße Spiel-
art, „Geant blanche" übertrifft sie noch an Größe,
„Königin Charlotte" war bisher die schönste rosafarbene,

dabei von gesundem, üppigen Wuchs. Die diesjährigen
Herbstkataloge bieten als Neuheit „Alice" an, welche
die Charlotte an Schönheit noch übertreffen soll. Auch
diese schöne Pflanzenart sollte in keinem Blütengarten
fehlen, auch sie eignet sich gleich gut für die Blumen-
rabatte, als auch zu Schnittzwecken zum Schmuck des
Zimmers.

Die gelben Chrysanthemen blühen nun bereits seit
einigen Wochen in der Staudenrabatte, erst vereinzelt,
dann immer dichter, bis zuletzt das Laubwerk fast
unter der Blütenmasse verschwindet. Ich pflanze im
Spätsommer diese dankbare Pflanze in die Lücken der
Staudenrabatte, sie lohnt es stets durch reiches und
frühzeitiges Blühen und ist daher als Ersatzpflanze sehr
wertvoll.

Eine Pflanze darf aber nicht vergessen werden,
wenn ich von Herbstblumen spreche, es ist Salvia
splendens.

Gestern sah ich eine lange, schmale Beetpflanzung
dieser Pflanze vor einer steif geschorenen dichten Liguster-
hecke, es war ein Gartenbild von sehr guter Wirkung
und einer Farbigkeit, die höchstens eine Meteorgeranium-
pflanzung übertreffen kann. Dabei ist der Wuchs der
Pflanze so regelmäßig, besonders wenn man die Pflanzen
aus Stecklingen heranzieht, daß man hier ein ausge-
zeichnetes Material für den dekorativ, farbig behan-
delten Prunkgarten vor sich hat. Jetzt Mitte Oktober
stehen die Pflanzen noch in vollem Flor, den sie schon
im August entfalteten und der bis in den November
anhält.

Seltener sieht man die blaue Salvia angustifolia,
deren Flor ebenfalls mehrere Monate dauert, ich per-
sönlich liebe bei den Blumen die blauen Farbtöne
mehr als die roten und bedaure daher, daß man auf
dem Pflanzenmarkt die blaublumigen Pflanzen nicht
mehr beachtet.

Knicks im Landschafts- und Städtebild.

Von Harry Maaß, Hamburg.

Die Knicks geben der Schleswig-Holsteinschen Land-
schaft Note und Eigenart. In rhythmischen Linien ziehen
sie über das Land, sich erhebend, stolz im sechsten
Altersjahr; sich anschmiegend, zart und jugendlich,
wenn das Jungholz dem gekappten (geknickten) Stamm
entsprießt, dann markant unterbrochen in der Rücken-
linie durch Eiche, Esche, Ahorn oder Weide, die 10,
15 und mehr „Knickalter" überdauert und so peri-
odisch von 6 Jahr zu 6 Jahr dem greisen Holz das junge
Grün entwachsen sahen.

Wer hoch oben vom Hügel oder von der Düne
des Ostseestrandes in die Wiesenlandschaft hinunter-
sieht, empfindet das Linienspiel dieser Schutzgehege wie
rhythmisch schwere Musik mit der den Norddeutschen
schwerfälligen Eigenart. Dann wieder setzt ihre Linie
launisch aus, rechtwinklig, spitz oder stumpf sich weiter-
ziehend nach rechts oder links, oder in sanfter gefäl-
 
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