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Die Gartenkunst — 13.1911

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Maasz, Harry: Knicks im Landschafts- und Städtebild
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0214

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206

DIE GARTENKUNST.

XIII, 11

liger Kurve, Hügel erklimmend, abwärts sich schiebend, 6 m breiten Feldweg räumlich begrenzen. Manche sind
den stillen trägen Wasserlauf neckisch überspringend. enger noch und lassen die Höhe der Randpflanzung um
Und wer in ihrem Schutz den Unbilden der Flach- so gewaltiger in die Erscheinung treten. In scheinbar
lande und Küstenwinde entzogen wandelt, empfindet endloser Ferne treffen im Augenpunkt des Beschauers
ihre Existenz, ihre Bedeutung mehrfach angenehm, die Wegeflächen und die Linien der Gehölzhecke zu-
Sonnenbrand halten sie dem Wanderer fern und geben sammen. Wo die Wege eine Biegung machen, schiebt
ihm Schatten dafür und Kühlung. sich die Wand gegenüber als Abschluß vor, oder öffnet

Es ist wundersam auf Knickwegen zu wandeln, sich frei einem reifen, vergilbenden Kornfeld zu, birgt hier
die beiderseits bis zu 8 und io m Höhe den 5 bis ein Gatter, dort den von steinernen, blendend weiß ge-
kalkten Quadern eingefaßten
Zufahrtsweg zwischen sich.

Abwechslungsreiche Bilder
im Großen wohin man auch
sieht, dazu die liebreicheKlein-
malerei der herrlichen Flora,
die im Schutz des Knicks man-
nigfaltig und üppig wuchert.
Die Lianen unserer deutschen
Heimat, die im Schutz und
Schirm der Hölzer zu wahren
Prachtexemplaren herange-
deihen. Lonicera, Hedera,
Bryonia, Humulus, Clematis.
In kraftstrotzender Wildheit
überwuchern sie das Strauch-
werk der Knicks, daß dieses
Not hat sich zu behaupten im
Kampf ums Dasein.

In dieser Zeit, wo die „Or-
kanbetonpfosten" als neueste
Errungenschaft der Betonin-
dustrie wie Lauffeuer durch
alle Dörfer und Flecken sich
Knick aus dem Herzen Schleswigs-Holsteins. Am Wegrand üppige Schierling-Vegetation. verbreiten, besinnt sich man-
cher Gutsbesitzer und Bauer
seines Landes, welches ihm
die mehr oder minder breiten
Knicks rauben,unddieDauer-
haftigkeit dieser Pfosten und
Einfriedigungen überreden
ihn, den Knick an der Grenze
seines Besitztums zu ent-
fernen. Schnell entschlossen
wird das Holz gekappt, die
Stubben gerodet und die
Wälle dem Erdboden gleich-
gemacht. Manche Quadrat-
meter Land hat er nun ge-
wonnen, die Arbeit, welche
ihm seine Knicks alle Jahre
machten, wird gespart. Be-
tonpfosten und Stacheldraht
fressen kein Geld, sein Leben
überdauern sie und das einer
kommenden Generation und
darüber hinaus.

Aber es kamen nach hei-
teren, linden Frühlingstagen

Knickpflanzung aus Weide, Hasel- und Hainbuche. Wege-Biegung. einmal Nachtfröste ins Land
 
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