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Die Gartenkunst — 13.1911

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Maasz, Harry: Knicks im Landschafts- und Städtebild
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0216

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208

DIE GARTENKUNST.

XIII, 11

Der Knick wurde bis Mannshöhe heckenartig geschoren.

In der Tat ist nicht einzusehen, weshalb in der
näheren Umgebung, wo Landhaussiedelungen immer
weitere Kreise ziehen, die Knickpflanzungen entfernt
werden. Statt diese als sichersten Schutz gegen Ein-
dringlinge und Wetterschäden zu wahren, umzäunt der
Besitzer sein Grundstück mit Drahtzaun oder Eisengitter
und nimmt seinem Gewese die wichtigsten Faktoren,
die ihm einen räumlichen behaglichen Abschluß geben.
Und die Straßen werden öde und schattenlos, wenn man
sich nicht mit der Reihenbaumpflanzung, einer in jeder
Stadt ja üblichen Art der Schattenspende dafür ent-
schädigt.

Daß dieser gemeinhin übliche Hang zum Planieren
und Rasieren durchaus nicht immer sein muß, beweisen
uns einige meiner Aufnahmen, welche Ausschnitte aus
verschiedenen Verkehrsstraßen in nächster Nähe Ham-
burgs wiedergeben. Auf zweien dieser Photos sehen
wir sogar die Anlage einer elektrischen Bahn. Die
Wege dem erhöhten Verkehr gemäß zu verbreitern,
hat man die Knicks in Mannshöhe und darüber hinaus
heckenartig geschoren, so daß der Fußweg eine erheb-
liche Verbreiterung erfuhr. Was darüber hinauswächst,
entfaltet sich frei nach oben und bildet schattenspen-
dendes Blätterdach.

Nichtregulierter Dorfweg hinter dem Knick an der Parkgrenze.

Dieses selbe Prinzip sehen wir durchgeführt bei
dem Verkehrswege mit den weißen Prellsteinen, die
dem nächtlichen Spaziergänger den sicheren Pfad durch
die Dunkelheit zeigen, und dem Fuhrwerk seinen Weg,
daß es nicht in der Dunkelheit vom Fahrweg abkommen
und etwa den nicht so stark befestigten Fußgängerweg
aufreiße.

Die Aufnahmen zeigen genügsam die Eigenart und
wundervolle architektonische Abgeschlossenheit dieser
Verkehrswege innerhalb der Knicks.

Nun wird ja mit der fortschreitenden Besiedelung
der Ländereien eine Verbreiterung der, oder wenigstens
einiger Hauptstraßen zur Notwendigkeit. Die Fahrbahn
erfährt diese Verbreiterung einfachermaßen durch die
Entfernung des neben ihr herlaufenden Fußweges. Den
Fußgängern aber schafft man durch Anlage von Fuß-
wegen rechts und links der so den Fahrdamm be-
gleitenden Knickhecken Promenaden und schneidet dem-
gemäß den Knick auch heckenartig wie ehedem nach
der Fußgängerseite zu, so daß eine^allzugroße Hergabe
von Terrain an die Straße vermieden wird. Man hat
so nicht nur Straßen mit dem für die Gegend eigenen
Typus geschaffen, sondern auch solche, die den Fuß-
gänger vor Staub schützen, welche die auf dem Fahr-
 
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