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Die Gartenkunst — 13.1911

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Hoemann, Reinhold: Die Kurparkanlagen von Homburg und Nauheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0230

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222

DIE GARTENKUNST.

XIII, 12

die offene Säulenhalle als nicht zweckvoll
bezeichnen, denn sie wird, da beiderseits
offen, bei schlechtem Wetter kaum Schutz
gewähren, und das ist doch ihre erste Auf-
gabe. Aber was wollen diese Fehler, wenn
es welche sind, gegenüber dem großen
gut gelungenen Wurf der Gesamtanlage be-
deuten? Ich habe bisher keine Badeanlage
gesehen, die so vorzüglich schön und prak-
tisch gebaut war. Die schönen alten Park-
anlagen erwähnte ich schon eingangs, über
die Sportanlagen, Golfplätze etc., die immer
mehr gefordert und benutzt werden, die
sich auch in Nauheim und in Homburg be-
fanden, möchte ich von sachverständigerer
Seite berichten lassen, es sei nur noch kurz
auf das Hineinziehen der Umgebung in den
Kurbetrieb hingewiesen.

Man kann in den meisten Badeorten,
besonders in denen, die auch Luxusbad
sind, beobachten, daß die eigentlichen Park-
anlagen des Bades bei weitem nicht aus-
reichen, um dem Bedürfnis nach Spazier-
wegen gerecht zu werden. Man muß die
nächste Umgebung, so weit sie landschaft-
lich schön ist, erschließen. Diese Aufgaben
haben auch die meisten Kurverwaltungen
erkannt, die Lösung der Aufgaben ist aber
sehr verschiedenartig. In Nauheim hat man
mit Geschick und Umsicht die umliegenden
Wälder den Stadtwald und Frauenwald zu
erschließen gewußt, man hat bequeme Zu-
gangswege gebaut und den Wald selbst
durch Bau von Wegen erschlossen. All das
ist systematisch und mit Erfolg durchge-
führt, der Badegast kann auf schattigen
Wegen diese Waldungen bequem besuchen.
Allerdings ist die Art, in der man diese
^A Zugangswege, so weit sie durch das Feld

fjJ^Js^^ OL^JCjÜLJLX^ führten, neu umpflanzt hat, nicht so, daß

(Ml ( "Y b^ir^.". VYf )(. i 0 IC ' man sie. mit nennen könnte. Man hat 711

( ' 1 X '4/ 'wKv^XLJv 'C ^ ^ man s*e §ut nennen könnte. Man hat zu

viel gegärtnert. Die Blautanne, das Ver-
Bad Nauheim. Grundplan der Trinkhallen, Musikhallen, Wandelgänge hängnis unserer Gärten und Parks, macht

und Umgebung. sich in aufdringlicher Weise überall breit;

Ausgeführt nach Entwurf des großherzogl. Bauinspektors Jost, Darmstadt. Ziergehölze, die in den Garten, aber nicht

in den Waldpark gehören, wurden in Mengen

Das ist hier unmöglich, ein freier Platz wäre wohl gepflanzt, kurzum, hier wurde die Natur etwas vergewal-

zweckdienlicher gewesen, oder hat man absichtlich tigt, während gerade hier einmal ein feines, verständnis-

diese Anordnung getroffen, um das Ansammeln der volles „Landschaftsgärtnern" angebracht gewesen wäre.

Kurgäste an dieser Stelle zu verhindern? Wie man das zu machen hat, zeigt Bad Kissingen

Auch erschien mir hier der Versuch, die assym- musterhaft, da führen tadellos gepflegte Wege durch

metrische Grundrißanordnung der Gebäude, resp. des einen Wald, der feinsinnig benutzt und ausgebaut,

von denselben umschlossenen Teiles, etwas gewaltsam nirgends aber durch grobe Eingriffe seiner deutschen

wieder symmetrisch zu machen, nicht glücklich. Man Waldschönheit entkleidet wurde. Dies Kapitel der

tat es durch den Einbau einer Säulenhalle, man teilte Walderschließung ist so umfangreich und interessant,

dadurch den großen Innenraum in 2 Teile, davon daß ich mich hier enthalten muß, näher darauf einzu-

einer, der Gartenhof nun etwas zwecklos, fast wie gehen. Einen Trost aber hat auch der, der bei seinen

eine Verlegenheitslösung erscheint, ebenso kann man Versuchen auf diesem Gebiete Fehler begeht, mit der
 
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