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Die Gartenkunst — 13.1911

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Heick, Gustav: Der Naturschutzpark in den Parkanlagen
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Hoemann, Reinhold: Streifzüge durch Garten und Park, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0235

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XIII, 12

DIE GARTENKUNST.

227

das aber in der „Reservation" wieder angepflanzt werden
könnte. Denn bevor diese sich ganz selbst überlassen
bleibt, wie es bei den großen, erworbenen Schutzge-
bieten der Fall ist, wird doch die helfende Hand des
Botanikers und Gartenkünstlers eingreifen müssen. Auf
dem verhältnismäßig kleinen, dem Naturschutz ge-
weihten Räume wird die Pflanzenwelt der engeren
Umgebung, besonders die dem Untergange geweihte,
nicht so reich vertreten sein. Darum müssen Pflan-
zungen vorgenommen werden, um die Vegetation mög-
lichst reichhaltig zu gestalten, und den bedrohten Arten
eine sichere Zufluchtsstätte zu schaffen. Und auch
hier sind es, neben den Gehölzen, den Bäumen und
dem Unterholz, dem Gestrüpp und den Naturdenk-
mälern die Kräuter, die angepflanzt werden sollen, so-
fern sie an der gewählten Stelle nicht vorhanden sind.

Wie werden sich da die Farne entfalten, wenn
der gewinnsuchende Händler nicht seine Leute aus-
schicken kann, die Erde unter dem Königsfarn, Os-
munda regalis, und dem Tüpfelfarn, Polypodium vul-
garis hinwegzuholen, um sie als Orchideenerde zu
verkaufen. Wie werden die Maiglöckchen in Menge
erblühen, wennBlumensucherinnen nicht die Blätter samt
der Blüte aus der Erde herausreißen. Wie werden
die zarten Waldorchis sich entfalten können, und all
das bunte Blumenheer, wie wird man seine Schönheit
kennen lernen, wenn die Sonntagsausflügler nicht ihre
Zerstörungslust ausüben können. Es kann nicht jeder
Naturfreund die großen Naturparks besuchen, sofern sie
von seinem Wohnorte fernab liegen. Aber einen Ein-
blick in den geschaffenen Urwald seiner Vaterstadt
wird man ihm gerne einmal gönnen, wenn er als ein
rechter Naturfreund seinen Wunsch an der richtigen
Stelle vorträgt.

Aber nicht allein der Pflanzenwelt soll der Schutz-
park dienen, auch die Tierwelt findet ein ersehntes
Dorado dort. Die Vogelwelt wird sich schon ohne
weiteres Zutun dort einfinden, vielleicht, daß zu Anfang
ein paar Nistkästchen die noch fehlende Nistgelegen-
heit für die Höhlenbrüter ersetzen. Bei der Anpflan-
zung von Gehölzen wird man auch einige Rücksicht
auf den Nestbau der Vögel nehmen. Wie werden sich
dann von dort aus die Vögel verbreiten und die ganze
Anlage beleben, können sie doch immer wieder zu
ihrem Zufluchtsort zurückkehren. Das ist von ganz
besonderem Wert, weil in der Regel in den öffent-
lichen Anlagen nicht zu viele Vogelarten vertreten sind;
die Spatzen und Amseln behalten das Feld.

Aber auch allerhand Kleingetier findet sich ein,
oder wird eingesetzt. Ist Wasser vorhanden, dann
werden Salamander und Molche nicht fehlen dürfen;
Eidechsen und Blindschleiche rascheln durch das Laub.
Sollen wilde Kaninchen dort hausen, dann darf auch
der Fuchs einziehen. Und Rehe und Hirsch schreiten
anmutig und stolz über die Wiesen. . .

Es ist nur ein kleines Waldbild, das ich mit
wenigen Strichen vorgezeichnet habe, wie mannigfaltig
es gestaltet werden kann, zeigen schon die verschie-

denen Naturschutzgebiete, von dem großen Gelände
im Engadin, dem gesicherten Teile in der Lüneburger-
heide, bis zu dem kleinen Eifelgebiet, in dem. der
Wacholder Schutz gefunden.

Man hat wohl schon reine Naturbilder in öffent-
lichen Anlagen geschaffen. In wunderbarer Naturtreue
zeigt der Klettenbergpark in Köln einen Wildrosen-
hang, eine Heide- und Sumpflandschaft, einen Stein-
bruch, Naturbilder, an denen sich das Herz des Natur-
freundes und Gartenkünstlers wohl erfreuen mag. Aber
der Naturschutzpark in den öffentlichen oder auch
größeren privaten Anlagen ist doch etwas anderes.

Möchte meine Anregung Anklang finden.

Streifzüge durch Garten und Park.

Von Reinhold Hoemann, Düsseldorf.
November.

Heute ging ich wieder einmal durch unsern alten,
schönen Hofgarten. Die ersten Fröste haben das
Laub von den Bäumen geworfen, nur die Eiche hält
noch zäh allen Stürmen zum Trotz ihr gelbbraunes
und braunrotes Blattwerk, wenn auch nicht mehr in
voller Fülle fest. Mein Auge klettert herauf am
knorrigen Stamm über die starken Äste bis oben zur
letzten Knospe des feinen Zweigwerks und freut sich
über die hohe Schönheit, die dies kunstvolle Trage-
gerüst des Laubwerks auch jetzt im blattlosen Zu-
stande bietet. Ich vergleiche die einzelnen Baum-
formen und finde so viel Gemeinsames bei allen
und so viel Verschiedenes, charaktervoll Eigenartiges
bei jeder Art. Jetzt biege ich um den Napoleonsberg
und gleich fesselt mich eine Baumgruppe ganz be-
sonders durch ihre Eigenart, es sind Robinien (Akazien)
und zwar die schöne Robinia pseudoacia tortuosa (dreh-
ästige Akazie). Es sind allerdings auch Prachtexem-
plare, die hier stehen, die drehen in Korkzieherwin-
dungen ihre Äste in die Luft, als müßten sie dieselben
hineinbohren in eine feste Masse. An den Astenden
aber breitet sich fast schirmartig ein feines, kurz-
triebiges Gezweig aus, an dem im Sommer das schöne,
dunkelgrüne Fiederblatt sitzt. Es ist eine solche alte
Akazie ein typisches Bild trotziger, kraftvoller Schön-
heit, und bei wenigen Baumarten kommt so verhältnis-
mäßig früh diese ganz charakteristische Erscheinungs-
form zur Geltung wie bei dieser Akazienart, sie
erinnert etwas an unsere Eiche im Astwerk und doch
ist sie ganz anders.

Der Baum, für den Park eines der schönsten und
wertvollsten Charakterbilder, wird verhältnismäßig selten
gezogen und verwendet, ich meine sehr zu Unrecht,
denn er ist bei bescheidensten Ansprüchen an den
Boden so raschwüchsig und so typisch charaktervoll,
daß man diese Vernachlässigung nicht begreifen kann.

Langsam schlendre ich weiter und komme bald in
eine Allee, die aus einer kurztriebigen Ulmus campestris,
der Feldrüster gebildet ist, es ist eine Parkallee, einst
 
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