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Geffcken, Johannes
Der Bildercatechismus des funfzehnten Jahrhunderts und die catechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther (Band 1): Die zehn Gebote, mit 12 Bildtafeln nach Cod. Heidelb. 438 — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.1411#0077
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67

Bl. 64 b. Liebes kind nun will ich dir bedewten das Salve regina.

Salve regina etc. und ker dein barmberczige äugen zu uns.

Gegriissest seyest du Maria kbnigin der Barmherzigkeit. und beweisz uns jhesum die benedeyten frucht deines leibs nach

Do bist das leben du bist die süssikeit und unser trost, disem eilend.

Gegrüszet seyestu, wir eilende kinder eue schreien zu dir. 0 milte. 0 du barmherczige. 0 süsse Maria.

Eya darumb seyest unser fürsprecherin.

Nachdem von der ersten Freude Mariae bei der Verkündigung gesprochen worden, heisst es weiter:

darumb soit du dises gepet sprechen, 131. 65 b:

Sancta Maria gotes mntter frewe dich darumb ist der reyn keusch leib dein

deiner freüden ward nie geleich. vonn sechim eyn vergalter schrein,

Allein deiner frewden will ich waeren. und dein sei der aymer von gold rott,

doch will ich besunder siben eren. darjnn lag manna das himelbrot.

Die erst freüd was vil wundergrosz, Du bist plüende rosen Herr Aaronis,

do dir got mit seinem engei embot, du bist daz schaf vell Gedonis

daz er dich het über alle frawen auszerkoren, Das von dem himelischen tawe nasz ward

und selber von dir wolt werden geborn. an der trucken hofstatt.

Do dein benedeite sei gab vol brot (rect. volbort) Bey der ersten freüd man jcb dich

zu des engeis Gabriels wort. fraw ich bit dich bit dein liebes kind für mich,

do was empfangen in deinem heiligen leichnam und erfrew mich in meiner letsten not

unser herr jhesus cristus gotes lamp. und behütt mich vor dem ewigen tod.

Aehnliche Gesänge bei den andern Freuden, z. B. bei der vierten Freude (Hamb. Handschr. Bl. 83 b)

Frauwe dich Maria leitsterne, Der myrre bezeichent sinen bitteren dot

Die vierde freude wil ich eren gerne, Der uns erlost von grosser not

Die du entphingest zu den ziden, Das golde bezeichnet über alle ding,

Da die heiigen dry konige kamen riden, das din kint was ein geweitige konig.

und brachten dyme kynde riehen solt, Darumb bistu der helffenbeyn Tron,

wirracb, myrre und golt. Da uff sasz der wise konig Salamon

Den wyrach man den priestern zu opperen plach, Du bist eyn durtteldaube sunder galle

Da by man gedencken mach, Du bist eyn Crone der heiligen alle.

Das Jhesus der sune din Bi der fierden freuden bitten ich liebe frauwe dich

Der höchste priester solte sin, Bitte dinen lieben sone vor mich,

Der sich selber opperen künde Das er mich nyemer lasse ersterben

vor aller werlt missedaht und sunde. Ich müsse vor sin gnad erwerben.

Rus sagt, der Sonntag sei ein Tag, der besonders (sundergen) dem heiligen Geiste zugehöre, ßr sei

an die Stelle des Sabbaths getreten, das Wirkliche an die Stelle des Gleichnisses. Wir Christen müssen den

Sonntag feiern: "anders walleballede (?gemeinschaftliche Sache machen) wy mit den untruwen yoden. Die

Verletzung der Sonntagsfeier führt zu allen Sünden, denn (B1.64) "de doghede synt to hope bunden, alzo dat

de eine hefl, de heft der vele, likerwijs ok de sunde." Die rechte Feier hilft zu allen Tugenden, "de veer

hespendogenden (hespe, Angel, also Cardinaltugenden) Klockheit, rechtuerdicheit, sterke, meticheit." Durch

Predigt und Sacrament soll der Sonntag geheiligt und der Sünder bekehrt werden. Christus hat gesagt, man

solle einen Ochsen oder Esel am Sabbathtage aus dem Brunnen ziehen, "wo vel mer mach de mynsche ge-

thaghen werden uth deme sode des duuels." — Die Sünde ist das dienstbarste Werk (Bl. 65) "de loshocker

unde leddichgenger" feiern darum den Sonntag noch nicht, "dede vorlalende dat !_)flike werk unde gaen umme

mit quasserige, mit drunkenheit, myt unluchtigeme kolzende, mit ydeleme snakkende, und myt unschemelken

speien, mit dabeispeien, mit kartende, myt schachtafeln, mit spazeren varende, mit varende up de iarmerke,

mit kopsiagende, mit danzende unde mit anderen sorgen disser werlt." Wer die Werktagskleider ablegt, soll

auch von sich thun die Sorgen der Welt, wer schöne Kleider anlegt, soll auch Tugenden anlegen, "wente de

doghede synt dat kleth der sele, unde synt schinende kleder, alze herwedderumme de sunde synt kleder der

dusternisse." Wer am heiligen Tage prasset (Bl. 66), der dient dem Teufel, dem Bei, wie Dan. 14, so die

jetzigen Priester, die die Almosen verschwelgen, "dat volk meent, dat des goth bruket in sinen armen, unde

beel bruket et mit sinen kumpeuschen." Der Sonntag gebe leider oft am Meisten Veranlassung zu Hass und Neid,

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