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Geffcken, Johannes
Der Bildercatechismus des funfzehnten Jahrhunderts und die catechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther (Band 1): Die zehn Gebote, mit 12 Bildtafeln nach Cod. Heidelb. 438 — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.1411#0080
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bycht, geben dir die höchste spise Jhesum Christum, das heylige euangelium, heyige oley, lesen dir messe und
han die heylige wyhunge und sint greber unsers heren Jhesu Christi" (da sie taglich das Sacrament empfangen}.
Der Beichtende klagt sich dann des Mangels an Ehrerbietung an, und es heisst: " Ich han mijn engel nit geeret
die heylige cristliche kirche ist dyn muter u. s. w. Ich han nit geachtet uff den banne und den gebannten
luden zugekoszt. Ich han die faste tage gebrochen. Ich han in der fasten nit gebicht. Ich han das sacrament
nit eyns in dem iare entphangen. Der meyster, der dich gelert hat in dinen iungen tagen ist dyn geistlich
valer der lere und sorge. Ich byn yme fynt gewest, darurab das er mich hat gehauwen. Wisz, daz dir dyn
meyster gibt die geistliche lere, die nicht mag bezalt werden mit golde ader sylber." Von den Bürgermeistern,
Rathsherren und Schöffen, "die sorgen vor lant und lüde und gancze gemeyne, das die befriedet sy, das die
porten bevvaret sint, das die fynde nit hynin komen, das keyner den anderen stele, morde" heisst es, "Ich
byn yren geboden nit gehorsame gewest, ich han widder sie gemurmelt, ich han yre heymlicheyt wollen wissen,
ich han min hut nit abgezogen, ich han mich wiser geducht dan sie." Von Armen und Alten, "die armen
alten lüde sint din vetter des alders, und auch an der stat crisli. Ich han gespottet der armen und der blanden.
Ich han sie nit geeret mit den sieben wercken der barmherzigkeyt, mit heymsuchen, spisen, drencken, cleyden,
erloszen, beherbergen und begraben nach mynem vermögen. Ich han sie angefarn und lang lassen slen vor
mvner dore."

Brant schärft sowohl den Kindern die Pflichten gegen die Aeltern ein, Cap. 90, als er auch die
Aeltern mahnt, ihre Kinder nicht weichlich, sondern mit christlichem Ernst und mit Strenge aufzuerziehen, für
ihre gründliche Bildung Sorge zu tragen, Cap. 6, und ihnen ein gutes Beispiel zu geben, Cap. 49.

Marcus von der Lyndauwe hält den Kindern das Beispiel des Adlers vor, " wenn der adler alt wirt
und kranck, das in dan die iungen tragen in ir nest und in da speisen." Ausser der Liebe, der Ehrfurcht, dem
Gehorsam und der leiblichen Fürsorge, sei es besonders die Pflicht der Kinder, den Aeltern aus dem Fegefeuer zu
helfen (So auch Beil. S. 5), und zwar 1) "mit der heiligen messe, 2) mit andechtigem gebete, 3) mit almuszen,
4) mil vasten — zu aeiner erlöszung von den peinen — und so vil die hilff von groszer liebe geschieht, so
sil ist sie in nutzer und troesllicher." (Vened., Bl. 13 b.) Sehr ausführlich handelt er dann vom Fegefeuer,
worin die Pein bestehe, was die Seelen darin thun, wie sie daraus befreiet werden und dass man eben darum
fleissig beichten und sich vor Todsünden und täglichen Sünden hüten soll. Maria wird, wie bei allen Geboten,
als Muster aufgestellt, und ihr Leben nach den Legenden erzählt.

Der speghel des cristene mynschen, Lübeck 1501, handelt Cap. 40 von dem, was die Aeltern ihren
Kindern schuldig sind. Sie sollen ihnen nicht ihren Willen lassen, "wente se in erem eghenen willen unde
nature upwassen, so sint se sunder vruchten unde schemde unde bliuen hartnackich -unde styff." Die Aeltern
machen sich selbst eine Geissei. Man soll sie vielmehr unterweisen, "Man scal se leren in dudesche dat pater
noster unde aue raaria unde de twelf artikele des cristen louen, de tein bade gades unde noch andere puncte,
de in desseme boke staen. Auendes unde morgens scole se sik segnen, unde des auendes scole se vor ere
bedde up de kne gan sitten unde danken gade — se scolen ere benedicte unde gracias leren. Ok schal me
se sucht kleden unde nicht houerdichlik, unde me scal se leiden to der kerken, umme misse, vesper unde
sermon to hörende — me scal se leren bichten up dat lengeste na VII iaren. Item so scal me kindere
bitiden to der scholen setten bi erbare ghelerde mesters, up dat se up der Straten neen quaet leren. Unde
alze se ok nicht en willen dat se de scholmesler straffen unde smiten scal, wen se miszdoen, dat is ok quaet."

In der Sek Trost finden wir neben Erzählungen, die wirklich auf das Gebot sich beziehen, Andere,
die wir anderswo viel eher erwarten würden. Da das Gebot auch zur Ehrfurcht gegen Gott, den himmlischen
Valer, verpflichtet, so wird sofort auch von der Ehrfurcht gehandelt, die wir Christo schuldig sind und von
dem Verdienst, das er sich durch seinen Kreuzestod um uns erworben. Das Kreuz aber veranlasst den Verfasser
 
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