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Geffcken, Johannes
Der Bildercatechismus des funfzehnten Jahrhunderts und die catechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther (Band 1): Die zehn Gebote, mit 12 Bildtafeln nach Cod. Heidelb. 438 — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.1411#0122
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der Feder gezeichnet und dann ausgemalt. Bl. 209 b. Gott reicht dem Moses, welcher auf allen Bildern gehörnt
dargestellt wird, am Sinai die Gesetztafeln. Bl. 213 b Moses. Neben ihm ein junger Mensch, der eine Kanne
hat fallen lassen, welche zerbricht und ihren Inhalt verschüttet. Er fährt sich in die Haare. Ein Anderer
schlägt die Hände zusammen. Sie werden über den Unfall fluchen. Bl. 217 b. Moses führt zwei Männer, von
denen Einer einen Rosenkranz trägt, und eine Frau zur Kirche. Bl. 223 b. Rechts ein Haus, links eine Kirche.
Moses hält einen Legendenzettel mit den worten: er dein vater. Ein Sohn hat einen alten Vater, der sich auf
eine Krücke stützt, unter den Arm gefasst und führt ihn zur Kirche. So ist dem Gebote auch die, oft vor-
kommende Beziehung auf den himmlischen Vater gegeben. Bl. 230 a. In einem Walde umfasst Einer einen
Andern und ersticht ihn. Moses hebt entsetzt die Hände in die Höhe. Bl. 235 b. Moses an einem Bette, in welchem
ein Mädchen liegt, ein anderes entkleidet sich. Bl. 241. Ein bewaffneter Dieb hat die Leiter an ein Haus an-
gelegt. Hinter ihm Moses (mit den Strahlenbüscheln), der warnend die Hand emporhebt. Bl.245a. Moses
mit einem Legendenzettel, auf welchem steht: "swer nit falsch." Vor einem Richter, der auf einem Stuhle
sitzt, haben zwei zum Schwüre die Hand erhoben. Bl. 248 b. An einem Tische, auf welchem Geld liegt, sitzt
ein Mann, die eine Hälfte des Geldes schiebt er weg, die andere Hälfte hält er zurück. Von der anderen Seite
uahen zwei herzu. Legende: Du solt nit begern deins nächste guotz." Bl. 250 b. Eine schön geputzte Dame wird
von zwei, züchtig verhüllten Frauen begleitet. Zwei Jünglinge folgen ihr. In der rechten Ecke ist Moses
angedeutet. Es folgt noch eine Erzählung des Auszugs der Juden aus Aegypten und Bl. 255 b schliessl die
Handschrift: und behüt uns der lebendig got vor allem übel amen { iorg muolich hat das geschri | bn und
volbracht da man zalt | von cristi geburt 1450 iar und 16 tag inn dem monat may | merck was bernhardus
spricht | Wer sich selb erkennt | Der ist der allerweissest | Wer sich lat benügen | der ist der aller reichest |
wer sich selb Uberwint | Der ist der aller sterckest | 1450." — Voran gehen Otto von Passaus, Die 24 Alten,
ferner vom Schachzabel und Brettspiel. Noch sind zu erwähnen die beiden Holzschnitte zu 2. Mos. 19 u. 34
in der *Cöln. Bibel (1470—80), welche in die *Nürnberger 1483 und Halberstädler 1522 übergegangen sind,
so wie die freien Nachahmungen davon in der * Strasburg. 1485, Augsburg. 1507 (Hamb. Bibl.) und * Augs-
burg. 1518. Ebenso die beiden ganz eigenthümlichen Holzschnitte in der *Lübeck. 1494. — Die Holzschnitte
zu der Ausgabe Der Sele Trost, Cöln 1483, Fol., beschreibe ich nicht, da sie, wie schon (S. 110) erwähnt,
nicht zu den zehn Geboten, sondern zu "Sigismunde und Guiscard" gezeichnet sind.

Zu S. 52. Der Güte des Herrn Inspeclor J. D. Passavant in Frankfurt verdanke ich die Beschreibung
zweier interessanter xylographischer Werke, welche derselbe im Cabinel in Paris gesehen. 1) Ein Mönch
unterrichtet einen vor ihm knieenden Laien. Die Gegenstände seines Unterrichts sind in 22 Medaillons figürlich
und mit Inschriften versehen dargestellt. Bei den zehn ersten steht: Das sein die zehen bott für die ungelerte
leut. Neben den fünf folgenden: das sein die fünf syn, und über den sieben untersten: das seind die siben
todsund. Diese letzteren sind durch Thiere dargestellt, die Hoffart durch ein Pferd, die Geytigkeit durch einen
Wolf, die Frasheit durch ein Schwein, der Zorn durch einen Löwen, der Neid durch zwei Hunde, die an einem
Knochen zerren, die Unkeuschheit durch einen Hahn, die Trägheit durch einen Esel. Rechts unten befindet
sich das Wappen von Tegernsee, mit der Unterschrift Tegernsee. Das Blatt ist 8Z.4L. hoch, und 6Z. 2L.
breit paris. Maass. Es ist dies offenbar das von Aretin erwähnte Blatt. 2) Die 12 Apostel mit dem Credo.
Sie befinden sich je zu drei auf 4 Blättern abgedruckt, stehen durch Striche von einander gesondert, haben ein
Spruchband über den Kopf gebogen, immer mit einem Theil des Credo in Latein und bei S. Petrus anfangend:
Credo in deum patrem omnipotentem creatorem celi et terre. Unter jeder Figur steht ihr Name, und unter
diesem ein Theil der zehn Gebote in französischer Sprache im alten Dialect der Picardie. Es sind nur Um-
risse ohne Schattenangaben und enge von Schnitt. Die Haare sind fast noch bandartig behandelt, die Gewan-
dung aber schon eckig gebrochen, wie es um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts üblich geworden ist, die
 
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