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Geffcken, Johannes
Der Bildercatechismus des funfzehnten Jahrhunderts und die catechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther (Band 1): Die zehn Gebote, mit 12 Bildtafeln nach Cod. Heidelb. 438 — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.1411#0123
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Apostel mit ihren Unterschriften stehen in folgender Ordnung, Sanctus Petrus: Gardeis dieu Ie roy moultain.
S. Andreas: Ne jurets point son nom en vain. S. Jacobus Major: les Bestes et les dyming garderas. Sanctus
Johannes: Pere et mere tos jours honoras. S. Thoraas: Do chier nultuy ne tentremes. S.-Jacobus minor:
De luxure tiens ton corps lout nes. S. Phiiippus: Ne fais nultuy maux ne domaige. S. Bartholomeus: Ne
nais ne porteis faux temoignage. S. Matheus: Ne conuoit point le ferne daultruy. S. Symon Selotes: Ne tiens
qui soit a autres ka ty. S. Judas Tadeus: Che sonl les X comendement. S. Matheus: Que dieu donat sy
proprement. Ein Facsimile des Apostels Jacobus Major befindet sich in dem Werke: Le moyen age et la
renaissance Vol. V., in der Abhandlung Imprimerie.

Zu S. 54. Zu den Schriften über die, durch das erste Gebot untersagten abergläubigen Vorstellungen
ist noch hinzuzufügen Martin Plantsch: de sagis raaleficis, Phorce, Thoraas Anshelmus, 1500, 4., (Heidelbg.
Bibl.). Panzer Ann. VIII. 229 führt eine Ausgabe desselben Druckers 1507, 4., an.

Zu S. 59 ist noch zu bemerken, dass unsere Bücher nicht allein das Bilderverbot meist ganz aus-
lassen, sondern auch die hinzugefügte Drohung und Verheissung gänzlich ignoriren. Luther hat bekanntlich
diese Drohung und Verheissung mit der Frage: Was sagt nun Gott von diesen Geboten allen? an das Ende
gesetzt. Ich muss noch immer der Meinung sein, dass eine solche willkuhrliche Versetzung und Beziehung
von Schriftworten, auch bei einem Luther, nicht gut geheissen werden kann. — Wenn Dr. Lelmerdt: Der Dekalog
und die evang. Gymnasien, Königsberg 1843, S. 74 geurtheilt hat, man müsse in dieser Umstellung Luther's
vielmehr einen Vorzug erkennen, so scheint mir doch, dass, wer zu viel beweisen will, gar nichts beweise,
denn ein Vorzug könnte diese Umstellung nur sein, wenn Luther das göttliche Gesetz der zehn Gebote dadurch
verbessert hätte. Eine Frage, die in unserer Zeit nicht überflüssig ist, möchte die sein, ob Luther über der
Schrift, oder ob die Schrift über Luther stehe?

Zu S. 96. Herr Dr. Reuss führt in seiner Schrift: Die Historienbibel S. 34 (vergl. S. 111) eine sehr
verstümmelte und willkuhrliche Form der zehn Gebote aus einer merkwürdigen Handschrift in seinem Besitze an.
Ganz dieselbe Form erscheint in der Handschrift, die aus der Uffenbach. Bibliothek in die Hamb. übergegangen
ist S. 211. Dagegen hat die frühere Goezesche Handschrift (Hamb. Bibl.) Bl. 116 die gewöhnliche Ordnung:
Das erst gepott, Du solt nicht haben frömde götter pey mir, das ist als vil gesprochen, hab mich alain zu got
pet an chain ding auf erdn, weder viech, Siran, noch mon, Wan ich pin es der herr und got starkcher und
besuech und rieht der werld Sünde an den sünen unezt an das dritte und an das vierd geslachte der dy mich
hassnt und tue auch parmung den dy mich liebhaben und mein gepot wehaltent. Das ander gepol (roth):
Gottes nam nym oder nenn nicht unpilich, also das du pey gottes namen nicht eytl swerst und valsch.
Das dritt gepol: Gedenkch, das du den sambeztag veierst. Noch du noch dein Sun, noch dein tochter,
noch dein knecht, noch dein diern schullen chain werch würchen, noch dein vieh, noch alles das, das
in deinem haws ist mit dir, wan got hat gerast an dem sübenden tag und wier wehalden auch den sübenden
tag, nicht den sambczlag. Es schol auch der mensch ruen von suntlichen werchn. Das vierd gepot. Er
vater und muler, also das dw sew in wierdn habst und in ier notturffst gebst. Das fünfft gepot: Du solt
nyemant verderben mit der hant, weder mit Willen, noch mit gunst und dem unschuldign tue kain fräfl, noch
enezeuch dein hilff von dem manne, dem du macht oder scholst helfen, wan der richter verderbt nyemand,
das gericht verderbt in. Das sechst gepot: Du solt mit nyemand unkeuschen, las dich wenniegen an deiner
chanschafft. Das siibent gepot: Du solt nicht stein und nemen das dich nit angehört, noch darnach stein.
Das achted gepot: Du solt nicht valscher zeug sein wider deinen nagsten. Das newnt gepot: Du solt dins
nagstn haus nicht pegern, noch ander seins guets. Das zehent gepot: Du solt deins nagstn hawsfrawn nicht
wegern, noch seins knechts, noch seiner diern, noch seins ochsns, noch seins essls. — Aus jener willkührlichen Form,
deren im früheren Mittelalter verschiedene vorkommen (Ueber die Eintheiluug des Decalogus S. 190—iüi) dürfte

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