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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 4): Griechisches Alltagsleben — Berlin, 1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.24598#0046

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TAFEL CCLXII— CCLXVII. [Gr. Alltagsl. Taf. 22-27.]

in voller Rüstung, versehen mit Helm, Beinschienen, Speer und mit einem
grofsen runden Schild, welcher strahlenähnlich verziert ist. Wesentlich da-
gegen ist die Umgebung dieses streitbaren Kämpfers von denen der vorigen
Gefäfsbilder unterschieden: es gilt hier nicht sowohl dessen Entlassung an-
schaulich zu machen als den Nacheifer jüngerer Epheben darzustellen. Ein
solcher erscheint zu unsrer Linken, mit schmaler bestickter Chlanis angethan
und ein palästrisches Oelgefäfs haltend, einem älteren, durch Stirnband und
Porphyris ausgezeichneten, Mann gegenüber: Gestalt und Tracht dieses Mannes
erinnern uns an die kurz vorher betrachteten Archonten und machen den be-
deutsamen Fingerzeig, mit welcher derselbe dem Jüngling zuspricht, zur
sprechenden Andeutung, wie es, wehrhaft auch ihn zu machen, noch nicht
an der Zeit sei. Ein ähnlicher Ephebe, nackt und, wie auch jener erste,
mit lang herab wallendem Haar versehen, bildet, eine Tänia in seiner Linken
haltend, mit noch einer andern Figur die rechte Hälfte des Bildes. Diese
andre Figur würde nach ihrer Kleidung, einem langen bestickten Mantel, dem
vorgedachten Archon gleich zu erachten sein, wäre sie nicht bartlos, so dafs
ihr Antlitz, den Schnitt des Auges abgerechnet, fast frauenhaft erscheint.
D afsdies in der That der Sinn des Bildes sei, geht aus der Rückseite des
Bildes (no. 4) hervor, wo bei entschiedener Weiblichkeit, auch des Auges,
dieselbe Gruppe sich wiederholt, nur dafs statt der Tänia in der Hand des Jüng-
lings ein Kranz bemerkt wird. Es ist hier also, sofern auch im erst betrach-
teten Bild no. 3 die übliche weifse Färbung des Frauengesichts im Originale
vielleicht verwischt und verkannt worden ist, mit Wahrscheinlichkeit beider-
seits die Mutier des Jünglings vorauszusetzen.

Die drei übrigen Figuren zur Linken desselben Gegenbilds sind eben-
falls denen der Vorderseite ähnlich. Ein gerüsteter Hoplit, mit Helm, Speer,
Beinschienen und einem Schilde, welchem das Vordertheil eines Löwen als
Abzeichen dient, bildet auch hier die Mittelfigur; er ist einem nackten Epheben
zugewandt, hinter welchem eine Frauengestalt, vermulhlich seiner Verwandt-
schaft, bemerkt wird.

Tafel CCLXV, 1—4. Hoplit und Bogensciiütz; bacchiscbe Amphoren
im kgl. Museum zu Berlin]15). — Die Verbindung schwererund leichter Bewaff-
nung wird, wie sie bei jeglicher Kriegsführung wesentlich ist, aus griechischer
(15) Gerhard, Berlins Bildwerke, Vasen no. 693. 705.
 
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