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VIERTER ARSCHN1TT.

VERMISCHTE GÖTTERBILDER.

Tafel LXl —CXX.

Tafel LXL zeus und nike; Spiegel bei dem Kunsthändler Capranesi zu Rom
gezeichnet. Auf einem niedrigen Klappstuhl, dessen oberste Enden mit Medusen-
häuptern geschmückt sind, sitzt der Vater der Götter, reichlich bekleidet, langbärtig,
das volle HaupthaarC) mit einem Stirnband geschmückt, in der Rechten ein Scepler
aufstützend und mit der Linken eine Schale ausstreckend, die von der vor ihm ste-
henden Figur gefüllt werden soll. Diese Figur ist eine geflügelte Frau; ihr langes
Unterkleid ist grösstenteils durch einen Mantel bedeckt, ihre Slirn mit einer Binde
geschmückt, ihr linker Arm gesenkt, ihr rechter aber mit einem Kruge versehn, wel-
cher dem Dienste der Mundschenkin gilt. So sind wir befugt diese Figur für Hebe
zu hallen oder, da deren Beflügelung selten ist, vielleicht für Iris die Götterbotin- mit
gleichem Rechte jedoch kann unsere Figur für eine Siegsgötlin gelten, zumal der reiche
Slernenschmuck, mit welchem ihr Unterkleid und der Obertheil ihrer Flügel bedeckt
sind, die ansehnlichste Geltung für unsere Figur in Anspruch nimt. Ist es aber keine
gewöhnliche Dienerin des Götlermahis, die wir hier vor uns sehn, so fallt auch das
Gorgohaupt am Throne des Göltervaters mehr ins Gewicht. Seiner bekannten infer-
nalen Bedeutung gernäfs scheint es einen mit Hades (5) oder mit Dionysos vergleich-
baren Gott anzudeuten. Eine Beziehung auf chlhonisches Götterwesen wird auch durch
den Efeukranz uns nahe gelegl, der diesem Bilde zur Einfassung dient. Andernlheils
ist zu erwägen, dass aufser den Gorgohäuptern am Stuhl kein andres Symbol die reine

(1) So darf nach, den lang herabfallenden Lochen an-
genommen werden; doch ist nicht zu verschweigen, dass
auf der Höhe des Hauptes in unserer Zeichnung keine
Haarstriche angegeben sind. Eine vielleicht an Hades
erinnernde Kappe desshalb anzunehmen würde jedoch

schon aus dem Grund Bedenken haben, weil eine solche

nach Art des Pileus tiefer herabgehen miisste.

(2) In diesem Sinn erklärt Rathgeber S. 3g . Nike ] t

sich während der Mysterienfeicr bei Zeus B,j' v-
. , , „ , ttaues einge-

funden, um ihm den Kykeon einzngiefsen"
 
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