wert entsprechen einem anderen Formgefühl. Die Entwicklung der
gotischen Form als solcher steht in zweiter Linie. Daher trifft der
Name Spätgotik, der sich nur an die Entwicklung der gotischen
Formen hält, nicht den Lern.
Eine Bezeichnung wie 8t^le llsmbo^snt, unter dem auch die deutsche
Architektur des )5. Jahrhunderts von der französischen Forschung
begriffen wird, hat doch allein für den Ausgang der Gotik in
Frankreich Berechtigung. Das Wort ist als Gegensatz zu 8t^1e
oZivsl erst im Anfang des )q. Jahrhunderts von Arcisse de Lau-
mont geprägt worden. Die Maßwerkbildungen der Fenster, die
nach Art einer zuckenden Flamme in undulierenden Linien sich
bewegen, gaben die Veranlassung zu der Wortbildung. Es wird
damit ausgedrückt, daß bei Erhaltung der Formanschauung
im ganzen nur die Bildung des Details abweicht.
Es gibt zu der Bezeichnung 8t^Ie üambo^snt ein deutsches Aequi-
valent, das den Vorzug hat, von einem Baumeister dieses Stils
im Beginn des )ö. Jahrhunderts überliefert worden zu sein. In
Lorenz Lachers Unterweisung an seinen Sohn heißt es:
„Item ich will dir ein bericht geben von etlichen ausgezogenen
Steinwerkh, etliche nenes (nennen es) maßwerkh, so nenes
etlich Zipernwerkh, Heist alles Steinwerkh, was sein rechte maß
hat und außteillung, es sey in den grundt oder in den gebeien, wie
man das nenen mach, so es aus den rechten grundt gehet, aber
das man nent ausgezogen steinwerkh oder Zipernwerkh, das hat
mehr maß auß dem grundt —". (Abgedruckt bei Reichensperger,
Vermischte Schriften über christliche Lunst ;85b. S. -4r.)
Das dunkle Wort Zipernwerkh hat bisher noch keine Inter-
pretation gefunden. Man könnte es ableiten von dem mittelnieder-
deutschen Verbum sipen, d. h. tröpfeln, triefen, sickern. Vergl.
Grimm, Deutsches Wörterbuch und Schiller-Lübben, Mittelnieder-
deutsches Wörterbuch.
Dagegen hat die größere Wahrscheinlichkeit nach der Mundart
des Schreibers, der ein Pfälzer war, die Herleitung von dem frän-
kisch-oberpfälzischen Wort zippern, d. h. in die Enge treiben,
ängstigen, quälen, foltern. Vergl. Weigand, Deutsches Wörterbuch.
„Zipernwerkh oder ausgezogen Steinwerkh", erläutert den Begriff
weiter dahin, daß es sich um ein Maßwerk handelt, das durch ein
lS
gotischen Form als solcher steht in zweiter Linie. Daher trifft der
Name Spätgotik, der sich nur an die Entwicklung der gotischen
Formen hält, nicht den Lern.
Eine Bezeichnung wie 8t^le llsmbo^snt, unter dem auch die deutsche
Architektur des )5. Jahrhunderts von der französischen Forschung
begriffen wird, hat doch allein für den Ausgang der Gotik in
Frankreich Berechtigung. Das Wort ist als Gegensatz zu 8t^1e
oZivsl erst im Anfang des )q. Jahrhunderts von Arcisse de Lau-
mont geprägt worden. Die Maßwerkbildungen der Fenster, die
nach Art einer zuckenden Flamme in undulierenden Linien sich
bewegen, gaben die Veranlassung zu der Wortbildung. Es wird
damit ausgedrückt, daß bei Erhaltung der Formanschauung
im ganzen nur die Bildung des Details abweicht.
Es gibt zu der Bezeichnung 8t^Ie üambo^snt ein deutsches Aequi-
valent, das den Vorzug hat, von einem Baumeister dieses Stils
im Beginn des )ö. Jahrhunderts überliefert worden zu sein. In
Lorenz Lachers Unterweisung an seinen Sohn heißt es:
„Item ich will dir ein bericht geben von etlichen ausgezogenen
Steinwerkh, etliche nenes (nennen es) maßwerkh, so nenes
etlich Zipernwerkh, Heist alles Steinwerkh, was sein rechte maß
hat und außteillung, es sey in den grundt oder in den gebeien, wie
man das nenen mach, so es aus den rechten grundt gehet, aber
das man nent ausgezogen steinwerkh oder Zipernwerkh, das hat
mehr maß auß dem grundt —". (Abgedruckt bei Reichensperger,
Vermischte Schriften über christliche Lunst ;85b. S. -4r.)
Das dunkle Wort Zipernwerkh hat bisher noch keine Inter-
pretation gefunden. Man könnte es ableiten von dem mittelnieder-
deutschen Verbum sipen, d. h. tröpfeln, triefen, sickern. Vergl.
Grimm, Deutsches Wörterbuch und Schiller-Lübben, Mittelnieder-
deutsches Wörterbuch.
Dagegen hat die größere Wahrscheinlichkeit nach der Mundart
des Schreibers, der ein Pfälzer war, die Herleitung von dem frän-
kisch-oberpfälzischen Wort zippern, d. h. in die Enge treiben,
ängstigen, quälen, foltern. Vergl. Weigand, Deutsches Wörterbuch.
„Zipernwerkh oder ausgezogen Steinwerkh", erläutert den Begriff
weiter dahin, daß es sich um ein Maßwerk handelt, das durch ein
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