Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 13.1890

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Jan van Exck's Flügelaltärchen in Dresden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3812#0065
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jan van Eyck's Flügelaltärchen

IN DRESDEN.


ie Dresdener Gemälde-Galerie bewahrt in dem Flügelaltärchen Jan van Eyck's, dessen
Mittelbild wir so glücklich sind, in einer feinsinnigen Wiedergabe H. Bürkner's mitzu-
theilen, ein Juwel altflandrischer Malerei. In der langen Reihe von Werken, die dem
Jüngeren der Gebrüder van Eyck zugeschrieben werden, ist das Dresdener Flügel-
altärchen eines der vorzüglichsten. In der miniaturartigen Feinheit und Sauberkeit der Ausführung,
besonders des Beiwerkes, ist es ein bewundernswerthes Stück kirchlicher Kleinmalerei.
Das Mittelbild zeigt auf einem goldenen Stuhle, den ein prächtiger dunkelgrüner, mit dem
Granatapfelmuster geschmückter Thronhimmel abschliesst, die thronende Madonna mit dem Jesus-
knaben auf dem Schosse. Ihr mildes, von dem anmuthigen Ausdrucke mütterlicher Liebe und
seiiger Zufriedenheit verklärtes Antlitz umrahmt blondes Haar, das, hinter den Ohren zurück-
gehalten und von einem zierlichen Perlendiadem umwunden, auf die Schultern in leichten Locken
niederkräuselt. Über ihr dunkelblaues, am Saum mit Geschmeide reich verziertes Kleid, das die
feine Rundung des Halses frei hervorscheinen lässt, trägt die Madonna einen langen rothen Mantel
mit weiten Ärmeln, der mächtige Falten werfend und die Füsse verbergend, über den Stufen des
Thrones unter einem bunten Teppich, mit seinem reich geslickten und perlenbesetzten Saume sich
ausbreitet. Das Christkind, welches auf einem weissen Laken sitzt, hält die Mutter mit zierlichen
Händen unter den Armen. Das Kind, das unruhig die etwas plumpen Glieder bewegt, hält eine
Schriftrolle mit den Worten: Discite a me, quia mitis sum et humilis corde. Der kleine Jesus lächelt
und hat leicht gewellte Haare.
Der Thron ist aufgeschlagen im Chor einer Rundbogenkirche. Die Architessur zeigt reichen
Gliederschmuck. Buntfarbige Marmorsäulen tragen über zierlich ornamentirten Capitälen Rund-
bogen und unter gothischen Baldachinen Apostelflguren. Über den Rundbogen setzt sich die
Archite£tur fort, und die Ansätze zu gothischen gekuppelten Spitzbogenfenstern werden sichtbar.
Dämmeriger Lichtschein dringt Zwilchen den Säulen des Chorabschlusses hervor und erhöht den
Reiz der gedämpften Beleuchtung.
Über die Umrahmung des Mittelbildes laufen vielfach zusammengezogene und abgekürzte
biblische Inschriften in gothischen Lettern. Sie lauten nach Woermann's Katalog (1887): Haec est
speciosior sole et super omnem et dispositionem stellarum, lud comparata invenitur prior. — Candor
'est enim lucis ceternce et specialem sine macula Dei majestatis etc. — Ego quasi vihs fructificavi sua-
vitatum odoris et flores mei fruetus honoris et honestatis. — Ego matcr pulchrte dilectionis et timoris
et magnitiidinis et sanetee spei.. —
 
Annotationen