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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Editor]
Die Graphischen Künste — 21.1898

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Gronau, Georg; Dörnhöffer, Friedrich; Braun, Edmund Wilhelm: Die Jahresmappe der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst 1898: Cornelia Paczka, Rudolf Jettmar, Heinrich Vogeler, Hans von Volkmann, Hans Thoma als "Griffelkünstler", eine Original-Radirung von W. Unger
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https://doi.org/10.11588/diglit.4070#0153
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wird und so hohe künstlerische Eigenschaften vereinigt, erwächst dem altersmüden, unfrohen
Kupferstiche nach historischen Gemälden, wie er noch unzählige Wände verdüstert, ein thaten-
f roh er Nebenbuhler, der ihm den Gnadenstoss zu geben berufen erscheint.
Friedrich Doernhoeffer.


HANS THOMA ALS „GRIFFELKÜNSTLER'

Hans Thomas künstlerische Thätigkeit ist in diesen Blättern bereits zweimal gewürdigt
worden, einmal von dem feinsinnigen Freunde des Meisters, von Henry Thode, dann, speciell die
Lithographien, von Max Lehrs. Es sei daher hier nur Weniges noch berichtet.
Das graphische Schasfen Hans Thomas ist auf das Innigste mit seinem künstlerischen Schasfen
überhaupt verbunden. Die grosse herrliche Welt, die sein Genius sich geschaffen, manifestirt
sich in verschiedenen künstlerischen Ausdrucksmitteln, so auch in umfassender Weise durch die
»Grifselkunst«, um diesen bezeichnenden Ausdruck Max Klingers anzuwenden. Das eminent
Persönliche und Charakteristische, das seinen Stil bezeichnet, die reiche Phantasie und sein Form-
gefühl, endlich das Primitive und Grosszügige seiner Zeichnung vereinigen sich, um die Zeich-
nungen und graphischen Werke Hans Thomas zu den einzigartigen und so unmittelbar packenden
Werken zu gestalten. Sie haben eine innere Verwandtschaft mit den deutschen Holzschnitten des
15. und angehenden 16. Jahrhunderts. Im Ausdruck und tiefen Gehalt dagegen sind diese Blätter
ganz modern und vor allen Dingen von jener selbstherrlichen Souveränität, von jener unbewussten
Naivetät, wie sie nur den Grossen eignet, die sich eben ihre Welt selbst schaffen.
Hans Thomas Technik ist von jener beseelten Herbheit, wie sie Dürer eignet, sie ist einfach,
gross und monumental. Das Charakteristische, das Innenruhende auszudrücken ist seine Absicht,
und dann die Volkstümlichkeit. Wie Dürer will Thoma ins Volk dringen. Daher auch die Ein-
fachheit der Technik. Viele Blätter hat der Künstler selbst auf dem Tachygraphen gedruckt.
Dann hat ihn wohl das Vorbild der deutschen Clairobscurdrucke des 16. Jahrhunderts, eines
Baidung, Wechtlin und anderer, dazu gebracht, die Blätter einfach und breit zu coloriren. Endlich
aber kam der Meister auf den Gedanken des Mehrplattendruckes. Meist bedient sich Thoma der
 
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