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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 31.1908

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Kuzmany, Karl Michael: Jüngere österreichische Graphiker, [2]: II. Holzschnitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4232#0090
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Orliks Beispiel charakterisierten Werdezeit des Originalholzschnitts hat sich ihm bloß ein, freilich
auf einem andern Gebiet der Griffelkunst erprobter, Graphiker zugewendet, Rudolf Jettmar. Der
Stoffkreis ist derselbe wie in seinen Radierungen, die, allen tatsächlichen Vorgängen abhold, von
der reich bewegten Innenwelt des Künstlers erzählen, durch Allegorien oder durch Visionen; in
Vignettengröße sind sie wie Randbemerkungen zum Leben. Vermöge des weniger auf Ton- als auf
Linienwirkung hin behandelten Materials verlieren Jettmars Holzschnitte viel von dem traum-
haften Schimmer
seiner Radierungen,

sind. Das gilt auch
von Anton No-
wak (geb. Marburg
in Steiermark 1865),
der von vornherein
eine kleinliche Be-

handlungsweise
nicht erst abzu-
streifen hatte, da er
schon als Maler den
für den Holzschnitt
geeigneten energi-
schen Duktus be-
vorzugte. Nun ar-
beitet er abwech-
selnd aus der
Schwärze heraus
oder kommt durch
Anwendung einer
braunen Platte den
Chiaroscurodrucken
nahe (Ansichten
aus Drosendorf)
oder bringt mit Hil-
fe einiger weniger
Farben, die südli-
che Sonnenglut zu
voller Leuchtkraft.
(»Fischerbote im

Hafen von Grado«). Der Inhalt eines Heftes von »Ver sacrum«, das Max K urzweil (geb. Bisenz in
Mähren 1867) füllte, ist sehr bunter Art, nicht in koloristischer Hinsicht, sondern was die Motive
anlangt. Denn das eine Blatt mit einer Flotille von Fischerbooten im Hafen kontrastiert ganz seltsam
mit den phantastischen Erfindungen geflügelter Menschenleiber, die wie unheilkündende Sturmvögel
übers Meer fliegen, und andern Bastardgestalten, die unter dem Alpdrücken entstanden zu sein
scheinen. Der Farbengeschmäckler, als der sich Kurzweil in seinen Gemälden bewährt hat, kommt
erst in dem großen farbigen Holzschnitt »Der Polster« (Jahresmappe der »Gesellschaft für verviel-
fältigende Kunst« von 1903) zur Geltung; die elegant geführten Linien und der Wohllaut der
Farben entsprechen aufs beste dem Dolcefarniente, dem sich eine Dame träumerisch auf dem

mit denen sie aber
die durchaus per-
sönliche Art der

zeichnerischen
Form' gemein ha-
ben. Wer Karl
Müller (geb. Wien
1862) nur aus den
in Naturandacht
versunkenenLand-
schaften und den
Aquarellen heime-
liger Wiener Stra-
ßenbilder kennt,
wird durch die wohl-
verstandene Breite
seiner Holzschnitte
Überraschtsein; die
figuralen Darstel-
lungen sowohl wie
die Blätter mit den
breit dargelegten
Naturstimmungen
lassen es bedauern,
daß sie in Müllers
Tätigkeit eine kurze
Episode geblieben

Irma von Düczyriska, Bildnis der Gräfin Hoyos.

Nach dem Originalholzschnitt.

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