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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 31.1908

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Kuzmany, Karl Michael: Jüngere österreichische Graphiker, [2]: II. Holzschnitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4232#0095
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Holzschnitt werden leider nur selten praktische Aufträge zuteil. Wenn Professor Löffler einmal das
Diplom, welches der technisch-akademische Gesangverein seinen »alten Herren« verleiht, mit
Bedacht anders als nach der Schablone entwirft und es in Holz schneidet, so ist damit ein Versuch
gemacht, in die studentischen Kreise ein Stück originaler Kunst zu tragen. Obwohl die Nachfrage
des Marktes bloß mit der mechanischen Reproduktion von Buchillustrationen sich begnügt, bieten
doch unverdrossen die jungen Künstler einheitlich in Holz geschnittene Bücher an, Text und Bilder
vom selben Stocke gedruckt. Franz Delavilla (geb. Wien 1884) hat seinem Tierbilderbuch nun in
originellem Querformat seine »Ein traurig Stücklein« betitelten Fabeleien nachgeschickt; Karl
Krenek (geb.Wien 1880) ist zwar in den Monatsbildern seines Kalenders gewiß von den Engländern
und von Vogeler abhängig, durchsetzt sie aber mit einer persönlich schwermütigeren Stimmung,
die selbst in den zu wuchtig geratenen, als wären sie geschmiedet, ornamentalen Rahmungen
wiederkehrt. Der für
das Satirische begabte
Moritz Jung (geb.
Nikolsburg 1885), dann
Josef v. Diveky (geb.
Farmos 1887) und
die aus der Schule
Myrbachs und Czesch-
kas hervorgegangene
Marie von Uchatius
(geb. Wien 1882)
müssen hier einge-
reiht werden. Weiters
stehen da gegensätz-
liche Talente neben-
einanderwieH ein rieh
Schröder, der archi-
tektonische Eindrücke

Leitseil des Humors und Avenn er etwas Rosenrot und Grün hineintupft, so ists, als geschähe es nur
spaßeshalber. Dem seltenen Fall, daß einer nicht in freien Schnörkeln oder Verkleidungen sich
gefällt, sondern nach den Motiven des ihn real umgebenden Treibens greift, begegnet man in Rudolf
Kaivach (geb. Wien 1883); der Triester Handelshafen ist der Gegenstand seiner Schilderungen,
auf denen die großen Massen der Gebäude und Eisenbahnzüge am Kai sowie der mächtigen
Schiffsrümpfe von Dampfern und Leichterbooten mit den eckig in die Luft starrenden Armen der
Krane und dem Takehverk der Segler wirksam kontrastieren. Franz Fiebiger (geb. Ober-Johnsdorf
in Böhmen 1880), eines der ansprechendsten Talente aus der Schule Mosers, und Urban Janke
(geb. Blottendorf 1887) begnügen sich, außer der Kontur höchstens noch eine Tonplatte zu drucken,
die übrigen Farben aber mit der Hand aufzumalen; Fiebiger hat für seine zwischen Festons und
Blumen sich tummelnden Putti den Stil eines verspäteten, derb für die Fläche stilisierten Barocco
aus eigenem erfunden, und von einem großzügigen Freskanten könnten die Blätter herrühren, auf
denen gutmütige Riesen einem schönen Menschenweib begegnen und es heimführen. Mit der aus-
gesprochenen Absicht, Wandgraphik zu schaffen, geht Franz von Zülow (geb. Wien 1883) auf
eine möglichst einfache Technik aus und hat sie für die großen, Tapeten oder Gobelins ersetzenden

79

m

IM

Xach einem Originalholzschnitt von Wenzel Oswald.

auf die einfachste Form
glücklich reduziert, und
Mileva Roller, über-
strömend von bizarren
Gedanken, die sich in
allegorischen Blättern
äußern, aus denen das
Leben einer von allen
modernen Bildungsele-
menten erfüllten Seele
zu lesen ist. Wenzel
Oswald (geb. Mies in
Böhmen 1883) hat
sich mit Vorliebe der
Biedermeierzeit erge-
ben, führt auch Krino-
linendamen und spieß-
bürgerliche Herren am
 
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