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ALTGRICHISCHE GRAPHIK

is..

Altgriechische Graphik— gibt es das? Wem das
Wesen der Graphik in der Vervielfältigung liegt, für
den wird die Antwort freilich verneinend lauten. Aber
die Vervielfältigung ist doch nur ein Äußerliches, vor-
wiegend Mechanisches, das mit der künstlerischen
Hervorbringung selber nichts zu tun hat. Sehen wir
auf diese, erblicken wir in der Graphik eine Kunst,
die, in ihrer strengsten Begrenzung, mit bloßen Linien
Formen gestaltet, dann werden wir den Griechen nicht
nur Graphik, sondern einen hohen, ja führenden Rang
in ihrer Ausbildung zuerkennen. Und es darf in diesen
Blättern von ihr einmal die Rede sein.

Die Linie ist ja das Urelement der Flächenkunst.
Jedes primitive Gestaltungsvorhaben, soferne es sich
nicht körperlich plastisch ausspricht, sucht zunächst
die Form in der Linie zu fassen, sich ihrer im Umriß
gleichsam bewußt zu werden. Jedes technische Mittel
ist ihr dazu dienlich und gewiß hat auch die primitive
Kunst der alten Völker eine Mannigfaltigkeit solcher
Mittel gekannt, farbige Stifte und Pinsel so gut wie
Stichel und Nadel. Ein Verfahren aber sehen wir, sobald
die Kunst, erstarkt, für ihre Schöpfungen Dauer verlangt,
die anderen überwiegen: die Gravierung. Dazu als
empfangenden Stoff Holz, Knochen, frischen oder
gebrannten Ton, Stein, Metall — zu hart ist ihr
keines. Drei Jahrtausende vor Christus schufen chal-
däische Stecher Zeichnungen wie die an der Silber-
vase des Fürsten Entemena von Tello im Louvre.

In dem vorzeitlichen Griechenland nicht anders als im Orient. Und so auch in der Gattung,
der in dem späteren Fortschritt eine bedeutsame Rolle zugedacht war, der Dekoration der tönernen
Vasen. War doch in einer Kultur, die, bildfreudig, das Bild um seiner selbst willen noch nicht
kannte, das Tongefäß der verbreitetste, zugänglichste Träger des Bildes. Nur daß hier neben der
eingerissenen Zeichnung sich frühe eine wie immer beschaffene Pinselmalerei regte. Und als, eben

Eros, posaunend. Rotfigurige Vase.

eh.iolo^isehi.' Sammlung der Universität, Wien.
 
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