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Anton Faistauer, Musizierende Engel

Jleistiftzeichnung.

ENTWÜRFE ANTON FAISTAUERS ZU KIRCHEN-
MALEREIEN.

Daß heute auch die Kunst nach Brot geht, ist nicht zu verwundern. Auffälliger und trauriger ist,
daß gegenwärtig häufig auch der Künstler spekuliert. Bereits mit dem Werke, das er auszuführen
vorhat. (Daß es andere, zweite und dritte Personen, tun, und zwar mit fertigen Kunstwerken, ist ja
leider schon seit langem nicht mehr ungewöhnlich.) Keineswegs neu ist auch, daß das verhängnis-
volle Wort »L'art pour l'art« die Köpfe verwirrt und mancher Künstler geradezu darauf pocht —
sit venia verbo —, ein Narr auf eigene Faust zu sein.

Wenn man in solcher Zeit von einem namhaften Künstler hört, daß er es übernommen hat,
eine ganze Landkirche mit Szenen aus dem Marienleben auszumalen, dafür, daß ihm die Bauern
das Gerüst aufstellen, Brennholz, Milch und Butter liefern, so tut einem das doppelt wohl. Man fühlt:
da kehrt die Kunst aus einem Wolkenkuckucksheim wieder auf die feste Erde zurück, wird wieder
ein Stück Leben. Der Künstler malt, was bereits Tausende vor ihm gemalt haben, was auf den
ersten Blick das gesamte Volk, hoch und nieder, versteht, ganz ohne Rücksicht auf die sogenannten
Kenner, die in der Großstadt den Ton angeben. Was er schafft, schafft er aus Lust an der Arbeit,
und er verlangt dafür, was er zu seines Leibes Notdurft braucht.

Es ist Anton'Faistauer, von dem diese erfreuliche Tatsache zu berichten ist, die zugleich für
alle seine Freunde die willkommenste Ergänzung zu seinem vor kurzem erschienenen aufsehen-
erregenden Buche »Neue Malerei in Österreich«1 bedeutet.

i Über das Buch selbst siehe Mitteilungen«, Jahrg. 1923, Nr. 2'3.

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