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getan hat; darin ist ausdrücklich von den fast unbekleideten schönen Mädchen die Rede, die bei der
Festlichkeit in lebenden Bildern mitwirkten. BeiMakart nehmen sie natürlich die Mitte der Darstellung
ein. 1851 wurde in Wien der heute noch bestehende Albrecht Dürer-Verein gegründet, der einmal
Männer wie Schwind, Waldmüller, Alt, Fernkorn, Jakob Emil Schindler, Leopold Karl Müller, Alois
Greil und Ernst Juch zu seinen Mitgliedern gezählt hat. Der letztere zeichnete während der achtziger
Jahre die ungemein lustigen und geistreichen Einladungskarten des Vereines, auf denen meistens
Albrecht Dürer in Person auftritt. In dem 1891 eröffneten Kunsthistorischen Museum ist Dürer
nicht weniger als fünfmal dargestellt, dreimal von Bildhauerhand und zweimal gemalt: als Statue in
ganzer Figur auf der Balustrade gegen den Maria-Theresicn-Platz zu von Anton Schmidgruber, in
halber Figur in Hochrelief auf Rudolf Weyrs Fries über dem Hauptgesims im Tambour der Kuppel,
als Büste im Seitenlichtsaal VIII, eine Arbeit der Tilgnerwerkstatt, im großen Stiegenhaus auf einem
Lunettenbild Hans Makarts und im Goldsaal des Hochparterres auf Julius Bergers Deckengemälde
in der Mitte neben Kaiser Maximilian I. Auch vor dem Künstlerhaus steht ein überlebensgroßes
steinernes Standbild Dürers, ebenfalls ein Werk Schmidgrubers. Und um noch mit einer anderen
öffentlichen Ehrung zu schließen: in Mariahilf, in der Gegend des einstigen Ratzenstadtls, wurde auf
Dürers Namen eine Gasse getauft.

Das Fortleben des »großen Namens« hat, wie zum Beispiel so eine Gassenbenennung lehrt, an
und für sich noch nicht viel zu bedeuten. Für einen bildenden Künstler besteht die richtige Unsterb-
lichkeit nur darin, daß seine Hauptwerke möglichst unversehrt auf die Nachwelt kommen und ihr noch
etwas zu sagen haben. Von Dürer sind in Wien seit Jahrhunderten viele und ausgezeichnete
Arbeiten der Besichtigung zugänglich. Sie sprechen bald zu mehr, bald zu weniger Betrachtern,
einmal werden sie verstanden, das andere Mal predigen sie tauben Ohren. Wahrscheinlich ist es im
Grunde stets nur eine kleine Gemeinde, die mit ihnen wirklich etwas anzufangen weiß. Das verhält
sich gewiß selbst jetzt, im Jubiläumsjahr, nicht anders. Vielleicht ist gegenwärtig die Begeisterung,
wie das schon zu gehen pflegt, sogar ein bißchen gekünstelt und übertrieben. Aber schließlich birgt
selbst ein solches Zuviel noch einen guten Kern: ein besiegtes und zersplittertes Volk fühlt sich bei
der Feier eines seiner Großen geeinigt und gestärkt und schöpft daraus neue Hoffnung für die
Zukunft. Arpad Weixlgärtner.

Diener Aufsatz erschien, gekürzt und verstümmelt, zuerst in der Wiener »Noten Freien Presser an Dürers Gedenktag, dem 0. April 192S.

B

Nach einem Holzschnitt aus Dürers Befestigungslehre.
 
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