Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 54.1931

DOI Artikel:
Tietze-Conrat, Erika: Zur Graphik Georg Mayer-Martons
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6346#0022
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Georg Mayer-Marton, Riva in Lussinpiccolo. Aquarell.

aber, die Mayer-Marton heute malt, stehen die Landschaften auf dem Papier, als wäre überhaupt
nie ein lebendes Wesen durch sie geschritten, als gäb' es keine Vögel über den Hügeln, als gab' es
keine Kinder in den Häusern.

Zu solcher Klarheit kommt es nur im Süden. An der »Riva von Lussinpiccolo« steht das Wasser,
über den Dächern steht die Luft. Die geschlossene Häusergruppe des istrianischen Aquarells ist
geformtes Erdreich in dem ungeformten herum. Haus neben Haus auf der Zeichnung »Lussinpiccolo«,
wie kahle Würfel auf das Tischbrett geworfen, liegen sie da. Haus im Süden:

. . . Hier aber schämt sich der Herd, Armut leert es aus — Wäsche hängt —

Stein und Stein ist das Haus, Dach wird flache Diele: Glasscherben klirren

Armut kehrt es rein, Letzte Notdurft ans Licht gedrängt. Zwischen vergessenen Blumengeschirren.

Sogar das Laub der Bäume auf dem Kaltnadelblatt mit dem »Turm an dem Fluß« möchte den
Zufall von sich streifen, daß es wachsen mußte und nicht immer schon da war, festgelegt in eine
gegebene Form. Ein merkwürdiges Verfahren, das wohl niemand vor Mayer-Marton jemals versucht
hat — ein elektrischer Motor wird an die Roulette gespannt, durch ihn bekommt sie die rotierende
Bewegung — zackt den Umriß der Laubkronen unerschütterlich-regelmäßig, zackt ihn mechanisch aus.

Ich referiere nur. Mayer-Martons Weg ist nicht der eines Einzelgängers, viele Künstlergehen heute
den gleichen. Daß er ihn ernst und andächtig, daß er ihn mit dem Gefühl der Verantwortung geht, ist der
Grund, warum seine Art hier für die der anderen gekennzeichnet werden durfte. E. Tietze-Conrat.

IL»
 
Annotationen