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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 54.1931

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Eckhardt, Ferdinand: Berliner Graphiker der Nachkriegszeit, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6346#0030
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hat er bald aufgegeben und sich eine eigene
Technik zurechtgemacht. Über eine Zeich-
nung legt er Gelatinepapier und ritzt mit
einer Nadel die Konturen nach, zerrissene,
verwackelte, weil sich das Papier meistens
etwas krümmt und wellt. Damit ist die
Gelatineradierung fertig.Zurgrößeren Renta-
bilität überträgt er solche Radierungen
womöglich noch auf den Lithographenstein
und verwertet beides, Radierung und Litho.
Mit der Schablone leicht aquarelliert,
kommen diese Blätter dann in Mappen-
oder Buchform heraus. Eine gepflegte
Eleganz und eine Leichtigkeit, der Wurstig-
keit moderner Lebensauffassung entspre-
chend, haben ihm viele Freunde gewonnen.
Uns scheint diese Auffassung, das ober-
flächliche Hinwerfen eines Kopfes oder
einer Figur, wie man einen boshaften Witz
hinwirft, doch sehr billig, aber so sympto-
matisch für unsere Zeit, daß wir deshalb
seinem Namen soviel Raum gewidmet
haben.1

Eine Zwischenstellung zwischen dem
Impressionismus und dem Expressionismus
nahm Lovis Corinth, geboren 1858 zu
Tapiau in Ostpreußen, gestorben 1925,
ein. Hervorgegangen aus der malerischen
Tradition des Berliner Impressionismus,
hat er sich im Laufe der Jahre, ohne diese
je ganz zu verleugnen, zu einem hem-
mungslosen Schilderer seines persönlichen
Temperaments, das wahrlich nicht in ge-
ringem Maße vorhanden war, entwickelt.
Wohl selten mögen, außer in den Fällen van

Gogh und Corinth, je Bilder sosehr der Ausdruck persönlichen Sichauslebens, immer wieder und
immer wieder hervorsprudelnd wie ein Sturzbach, gewesen sein, schließlich nur mehr der Ausdruck
einer ungeheueren Vitalität. Dies ist wohl der Hauptwert, der seinen Werken innewohnt und der
viele veranlaßt, in ihm den bedeutendsten Maler der letzten dreißig Jahre zu sehen. Temperament

1 Werke: Herbarium (Orig.-Radgn.,Piper-Verlag, 1918). Dostojewski, Eine dumme Geschichte (München 1918). France, Der dürre Kater
(Lithos, München 1921). Boxer (8 Lithos, Flechtheim, 1921). Lebenskomödie (12 Lilhos, Propyläen-Verlag, 1921). Andersen, Drei Märchen
(31 Federlithogr., Bruno Cassirer, 1926). Neue Lithographien (Kurt Wolff-Verlag). Frauen (14 kol. Lithogr., Kurt Wolff-Verlag). Unold von
Kaltenquell (49 handkol. Steinzeichnungen, Paul Cassirer, 1922). Sommertage (9 handkol. Lithogr., Bruno Cassirer). »Menschen«, , Tiere«.
.Ringer« (je 10, respektive 9 Lithos, alle bei Gurlitt). K. L. (8 Radgn. und Lithogr., Gurlitt, 1922). Gedanken über Karikatur (Kunst und Kunstler.
1925/26, 4. Heft). Vor- und Rückblick im deutschen Kunstbetrieb. — Ausdrucksstudien bei den Irren (Kunst und Künstler, 1928, SS. 226 u. 3 )

Literatur: Hausenstein. R. G. (Junge Kunst, Band 7). Cicerone 1919, S. 333 (Edschmid). Kunst und Künstler 1922, S. 29ff. (Waldmann).

Rudolf Großmann, Mädchenkopf (Fritz Gurlitt, Berlin).

Lithographie.

III
 
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