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gerade zur Zeit seiner stärksten künstlerischen
Entwicklung in Berlin und ist außerdem eine der
bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten der letz-
ten zwei Jahrzehnte, so daß wir ihn also zumindest
streifen müssen. Aus seinen impressionistischen
Anfängen heraus entwickelte er sich mit immer
stärkerer Betonung des Markanten zu einem der
stärksten Expressionisten. Er vereinfacht das Ge-
sehene auf das Gerüst körperlicher Formen, fast
symbolhaft greift er nur das Wichtigste heraus
und bedient sich dabei einer eigenartigen, stark
bunten Farbigkeit (in Wirklichkeit sind seine Far-
ben auf wenige Grundnoten gestimmt, wie die
Skala der immer wiederkehrenden Motive in allen
seinen Themen, die sich auf ganz wenige, aber
kapitale Prinzipien des Lebens beschränken), die
auch in den Kaltnadelradierungen, aber ebenso in
seinen Holzschnitten, in den starken Kontrasten
von Schwarz und Weiß, zum Ausdruck kommt.1

Unmittelbar an Beckmann schließt derjunge
Ostpreuße S. Sebba an. Aber seine Kunst ist
schwerer und auch schwerfälliger als bei diesem.
Seine übermäßig großen Porträtlithos sind eigent-
lich keine reine Graphik, sondern übertragene
Zeichnungen, aber in den Radierungen, die mit
der flach geschliffenen Stahlnadel geschnitten sind, tritt der Charakter der Graphik viel stärker zu-
tage. Am gelungensten aber scheinen seine Holzschnitte, das Porträt Gerron oder das Stilleben
mit der Weinflasche, in dem er über die rein sachliche Vereinfachung der Formen hinausgeht zu
einer absoluten Schwarz-Weiß-Kunst.

Paul Kleinschmidt, geboren 1883 in Bublitz in Pommern, schließt sich ebenfalls hier an. Im
Temperament hat er etwas von Corinth, doch sind seine Figuren nicht menschlich so groß wie bei
diesem, sie sind immer irgendwie ins Groteske oder ins Übergesunde verzerrt. Seine Frauentypen,
versoffenen Gesellschaften, Porträte und Tierbilder, ebenso wie seine Stilleben sind ein Pamphlet
auf die moderne Zeit, immer beißend und kratzend, aber nur zu oft auch das Chaos anbetend und
bewundernd. Dabei sehen seine Kaltnadelblätter in ungezügelten Strichen auch immer mehr geglückt
als wirklich gekonnt aus.2

Ludwig Meidner, geboren 1884 in Bernstadt, gehört gleichfalls in den Kreis der Expressio-
nisten, die mit überaus temperamentvollen Strichen ausdrucksvolle Bildnisse in Kaltnadeltechnik auf
die Platte geworfen haben. Daß er dabei aber auch ein solider Könner, zeigen ruhigere Arbeiten,

1 Werke: Kasimir Edschmid, .Die Fürstin« (Weimar, 1918). Shakespeare-Visionen (Radgn., München, 1918). »Gesichter«
(19 Radgn., München, 1919). »Die Hölle. (10 Steindrucke, Berlin, 1921). .Jahrmarkt. (19 Radgn., München, 1922). 10 Steindrucke
in Mappe (Berlin, 1923). Literatur: Glaser und A., Max Beckmann (Piper-Verlag. 1924. enthält das Verzeichnis der graphischen Arbeiten
bis 1923). M. B. (Neumanns Bilderhefte, 1921). Cicerone, 1919, S. 675ff. (P. F. Schmidt). Cicerone, 1920, S. 841 ff. (Schmidt). Kunst
und Künstler, 1923, S. 311 ff. (Glaser). Kunst und Künstler, 1924, Heft 5 (Scheffler). — = Werke: »Don Quixote. (8 Kaltnadelradgn.,
J. B. Xeumann, 1920). »Legenden vom Manne« (6 Radgn., Tilgner-Verlag. 1922). »Landstörzerin Courage« (7 Radgn. zu Grimmelshausen,
Euphorion-Verlag).

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Joachim Karsch, Malerin Käthe Imhoff. Radierung.
(Galerie Neumann & Nierendorf, Berlin.)
 
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