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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 54.1931

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Eckhardt, Ferdinand: Berliner Graphiker der Nachkriegszeit, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6346#0043
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Willi Jaeckel, Sphinx und Greif. Aus Faust, EL Teil.

Radierung.

brav und fast altmeisterlich, aber auch nicht mehr
so aufregend wie die früheren Blätter.1

Bruno Krauskopf, geboren 1892 zu
Marienburg in Westpreußen, schafft einen ganz
zerfahrenen Expressionismus. Aber so sehr seine
Arbeiten auf Ausstellungen immer wieder über-
raschen und verblüffen, ist er doch gerade in
seiner Graphik zu ungezügelt, als daß man ihm
die Ehrlichkeit seiner Kunst glauben könnte. Das
Bizarre seiner Figuren oder das Exotische seiner
Stilleben wirkt in kurzer Zeit immer langweilig,
und in Wirklichkeit steckt hinter seinem Tempe-
rament nicht dieses Können, das er einem gerne
glauben machen möchte. Das Interesse für die
Graphik scheint bei ihm seit der Inflationszeit
merklich nachgelassen zu haben.2

Jakob Steinhardt, 1887 in Posen geboren,
hat auch eine Zeitlang zu den Expressionisten
gehört. Seine Mappenwerke, hauptsächlich mit
jüdischen Motiven, zeigen die ausdrucksvolle Holzschnittmanier der Inflationsjahre. In letzter Zeit
hat er sich mehr auf die Schilderung sozialer Motive verlegt.3

Wolf Röhrichts Lithographien sind nach außen groß aufgemacht, sehr flott gezeichnet, aber
innerlich furchtbar leer und nichtssagend. Außer ver-
schiedenen Landschaften und Porträten und den zwei
Lithos vom Begräbnis Stresemanns sind die 10 Litho-
graphien »Hochöfen« (Bavaria-Verlag, 1925) für seine
Arbeitsweise bezeichnend.4

Robert Genin, geborener Russe, lebte so lange
Zeit in Berlin, daß man ihn unter die Berliner zählen
muß. Seit einem Jahr ist er nach Paris gegangen, das
eigentlich seit jeher seine künstlerische Heimat war.
Eine nicht sehr originelle, aber überaus sensible
Kunst spricht aus seinen Kaltnadelblättern, hie und
da wie aus tiefer Verzweiflung aufschreiend, aber ohne
Leben alles, halb von den Errungenschaften eines

1 Werke: »Septemberschrei« (14 Steinzeichnungen, Paul Cassirer).
Becker, »Penthesilea« (0 Lithos, Gurlitt). Weiß, »Die Feuerprobe« (Radgn.,
Verlag Die Schmiede, 1023). Literatur: Brieger. L. M. (Junge Kunst, Band 4,
1919). Cicerone, 1919, S.OOff. (Brieger). Kunst und Künstler, 1921, S. 113.
Cicerone, 1923, S. 112 (Fechter). — 2 Werke: Lithos (8 Lithos, Gurlitt, 1922).
Radierungen, (8 Radgn., Gurlitt, 1922). »Die Kreutzersonate« (Deutsche Buch-
gemeinschaft). Eulenberg, »Ritter Blaubart« (14 Lithos, Gurlitt). Dostojewskij,
»Die Sanfte« (Lithos, E. Reiß-Verlag). Reisinger, »Santa Catalina da Siena«
(S. Fischer-Verlag). Dauthendey, 12 Gedichte (12 Lithos, Gurlitt). Krell, »Venus
über der Stadt« (7 Lithos. Gurlitt). — 3 Werke: »Jonas« (6 Radgn., Gurlitt).
»Juden« (Gurlitt). »Jüdische Motive II« (Gurlitt). »Litauische Juden« (»Radgn.,
Gurlitt). »Die zehn Plagen« (Holzschnitte, Gurlitt). Literatur: Nadel, J. St. (Gra-
phiker der Gegenwart. Band 4). — 4 Ferner erschien »Das Hüttenwerk« (Möllert.

Magnus Zeller. Kokainrausch.

Radierung
 
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