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sind dagegen leichter, humoristi-
scher gehalten, derKünstler schil-
dert hier fast in Biedermeierart.1
Als Wiener fällt Max
Oppenheimer (Mopp) aus dem
Kreise der Berliner Künstler
eigentlich vollständig heraus,
obwohl man ihn heute auch zu
den Berlinern zählen muß.
Geboren 1885, kam er noch vor
dem Kriege nach Berlin, aber
er hat bis heute etwas aus der
WienerTradition,aus den Anfän-
gen einesSchiele undKokoschka,

Ewald Matarc, Weide XXIII. Holzschnitt. 0

aus der er damals hervorge-
gangen ist und von denen er mit ein Bestandteil war, beibehalten. Vielleicht ist gerade das, was übrig-
blieb, das Bezeichnende seiner Persönlichkeit oder auch seines Österreichertums. Von den nüchternen
Berlinern, die damit nichts anzufangen wissen, wird diese Art meist als dekorativ bezeichnet. Und doch
stecken in den mit kalter Nadel auf die vernickelte Zinkplatte in verschiedenenRichtungen aufgesetzten
und dadurch reizvollen Strichlagen, in den nervös, in leichte, kleine Kurven aufgelösten Konturen und
in der, gleich barocken Wölkchen stellenweise angedeuteten Innenmodellierung ebensolche Werte wie
in den Malereien anderer. Dazu ist er ein feiner Techniker, auch in der Malerei und Zeichnung, wo er
einer der wenigen ist, die heute noch den Silberstift benutzen. Sein letztes größeres graphisches WTerk
war die Radierungenfolge zu »Julian dem Gastfreien«, bekannt gemacht haben ihn die verschiedenen
Porträte, die im letzten Jahre um ein Bildnis Richard Strauß' und um ein zweites Porträt Thomas
Manns vermehrt wurden.2

Ewald Matare, geboren 1887 in Aachen, geht am weitesten über jede naturalistische Kunst
hinaus. Seine plastischen Arbeiten in Holz gehen mit seinen Holzschnitten Hand in Hand. Er vereinfacht
sowohl die künstlerische Form auf ein Minimum an kubischer Differenziertheit als auch den darge-
stellten Gegenstand auf die Grundformel symbolischer Ausdruckskraft. Aber gerade durch diese
Kompaktheit und Konzentriertheit wirken seine Blätter sehr stark. Sie sind immer wieder ein paar
Rinder, ein Kopf, in letzter Zeit hat ihn auch das Thema Pietä interessiert, und man wird dabei eben-
so an die prähistorischen Wandmalereien Spaniens wie an die Votivgaben aus geschmiedetem Eisen,
die man heute noch häufig in alpenländischen Wallfahrtskirchen findet, erinnert. Dazu ist er ein aus-
gezeichneter Techniker, der die Feinheiten des Holzes zu verwerten versteht, und als eigener Drucker
seiner Arbeiten verleiht er seinen Blättern, die er nur in ganz geringer Auflage druckt, jenen feinen
Reiz äußerster graphischer Kultiviertheit, der in einem so krassen Gegensatz zur Primitivität seiner
Themen steht.3

Ähnlich ist Franz Domscheit als Graphiker, der, 1881 in Cropienz in Ostpreußen geboren,
gleichfalls eine Anzahl Blätter geschaffen hat, die sich von der primitiven Kunst anregen haben lassen.
Einige davon illustrieren K. Schefflers Buch »Die Seele des Ostens« (Bruno Cassirer).

1 Weitere Werke: •Revolutionszeit« (7 Lithos, Blau-Verlag, 1920). Zweig, .Entrückung und Aufruhr« (12 Lithos, Tiedemann & Uzielli,
1917).— ? Literatur: Osborn und A., Mopp (Werkkunst-Verlag, Berlin). Kunstblatt, 1925/26, S. 208 (Wolf). — 3 Literatur: Kunstblatt OT
S. 324 u. S. 373.

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