Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GRAPHISCHE BLÄTTER VON THEODOR FRIED.

In der Entwicklung einer künstlerischen Persönlichkeit ist deren Eigenart von den ersten
Erzeugnissen ihres Schaffens an vorhanden; nicht durch ihre Werke wird sie gebildet, sondern an
ihren Werken reift sie langsam zu der Fülle von Lebenswerten heran, die uns dann das Endprodukt
einer Lehr- und Bildungszeit zu sein scheint. Tatsächlich sind die Möglichkeiten und Grenzen eines
Künstlerschaffens nie erweiterungsfähig, sie bestehen immer in gleicher Gestalt. Wie weit aber der
Künstler durch schaffende Arbeit, durch bewußtes und unbewußtes Erkennen seiner Möglichkeiten
und durch Erschließung seiner Persönlichkeit für die Kunst seinerzeit seinen Fähigkeiten und seinem
Sehen Ausdruck gibt, das zeigt dann in der Reihe der Werke sein Entwicklungsgang; er läuft in
erster Linie nach zeitlichen Gesetzen ab, hat diese jedoch nicht als bestimmenden Hintergrund
und Triebkraft des sich entfaltenden Künstlertums. So sehen wir die frühesten Werke derjenigen
Künstler, die heute als Ganzes genommen am vollkommensten das künstlerische Streben unserer
Zeit repräsentieren, innerhalb einer den Problemen nach ganz anders orientierten Sphäre in einer
Spannung zwischen dieser und Versuchen entstehen, mehr zu sagen und Bedeutungsvolleres zu

23
 
Annotationen