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Einleitung.

Der Illustrationsdruck war der Vorläufer des Buchdrucks. Es ist gleichwohl nicht
ganz zutreffend, vom Druck der Illustrationen zu reden, wenn wir dabei den Druck
ins Auge fassen, wie er heute geübt wird, denn die ersten gedruckten Bilder, zu denen
die Spielkarten gehörten, wurden nicht mittels Pressen, sondern mit dem Reiber erzeugt.
Als Formen zu den bildlichen Darstellungen dienten Schnitte in Metall und Holz; gleichwie
man aber einzelne Typen, Stempel und Model aus Metall und Holz besass und sie zu
farbigen Abdrücken oder Prägungen benutzte, lange bevor Gutenberg erstere zu Druck-
formen vereinigte, so hat es auch Gravierungen in Metall, Schnitte in Holz schon
gegeben lange bevor man zu ihrem Abdruck auf Papier und Pergament, zu ihrer
Vervielfältigung durch den Druck geschritten ist. Wann dies geschah, ist heute nicht
mehr bestimmt nachzuweisen ; die Entstehung des ältesten der noch vorhandenen Reiber-
drucke wird in den Anfang des zwölften Jahrhunderts verlegt, ohne dass sich indes ein
unanzweifelbares Datum hierfür beibringen liesse. Ein solches besitzt erst der berühmte,
den grossen Christoph mit dem Christuskind darstellende Holzschnitt mit der Jahreszahl
1423, der, in der Karthause zu Buxheim bei Memmingen entdeckt, lange Jahre der
Sammlung des Earl Spencer zu Althorp angehörte und sich jetzt mit dieser in Birming-
ham befindet.*
Diese Schnitte in Metall und Holz, Formschnitte genannt, traten zuerst als
Einzelblätter auf und bildeten, meist farbig ausgemalt, wahrscheinlich Gaben der Klöster
und Wallfahrtsstätten an fromme Pilger; dem Figürlichen wurden bald einige Textworte
beigefügt, auch vereinigte man mehrere dieser Blätter zu Heften, die heute unter dem
Namen Blockbiicher bekannt sind, deren Schrift, falls solche vorhanden, aber nicht
von beweglichen Typen gedruckt, sondern gleichzeitig mit dem Bilde in die Metall- oder
Holzplatte geschnitten ist. Die Anwendung des Metalls beim Formschnitt hat jedoch
sehr bald vor dem Holz zurückweichen müssen, das zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
* Einen Holzschnitt mit der Jahreszahl 1384 und der Unterschrift Schloting von Nüremberg hat seiner Angabe
zufolge der 1806 verstorbene Strassburger Archäolog Jerem. Jacob Oberlin in der akademischen Bibliothek zu Lyon
aufgefunden. Er sollte seiner Beschreibung nach einen Greis in langem Staatskleide mit einer Kappe auf dem Kopfe
darstellen, doch hat niemals Näheres darüber sowie über seinen event. Verbleib verlautet. Ein Madonnenbild, angeblich
das Datum 1418 tragend und in Brüssel gefunden, hat sich als apokryph erwiesen.
Goebel, Führer. 1
 
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