Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZINKOGRAPHIE, AUTOTYPIE, TYPOGRAVURE.

160

Ueberdruck auf Zink. Wird die Photographie zu Hilfe genommen, so können Abbildungen
jeder Art, welche keine Halbtöne besitzen, sowie Original-, Feder- oder Kreidezeich-
nungen ohne weiteres auf Zink übertragen werden, desgleichen auch direkte photo-
graphische Naturaufnahmen, deren Uebertragung allerdings in das Gebiet der Autotypie
fällt, sobald volle Flächen oder Halbtöne zu reproduzieren sind.
Das ersterwähnte Verfahren, der Umdruck vom lithographischen Stein, ist das am
meisten geübte, und seine Anwendung lässt auch die grösste Ausdehnung zu. Sind die
Zeichnungen der zu reproduzierenden Gegenstände erst zu entwerfen, so geschieht dies
am zweckmässigsten sofort auf dem Steine und in der erforderlichen Grösse, damit der
Umdruck ohne jede weitere Zwischenstufe erfolgen könne; — Landkarten, Städtepläne,
Grundrisse von Gebäuden, Darstellungen von Maschinen,* Zeichen- und Schreibvorlagen,
Musiknoten, Abbildungen für Geschäftskataloge, Monogramme, Stempel, Schutzmarken,
und wie die im täglichen Geschäftsleben vorkommenden bildlichen und schriftlichen
Darstellungen und Vignetten alle heissen, können mittels Zinkographie leicht und billig
in auf der Buchdruckpresse druckbare Cliches umgewandelt und somit einer raschen und
unbegrenzten Vervielfältigung zugeführt werden.
Anatomische Abbildungen und Porträts werden indes besser dem Holzschnitt
überlassen; diesem ist eine grössere Modulation in den Tonlagen und dadurch eine
vollendetere Plastik durch geschickte Künstlerhand leichter zu erreichen möglich, als dem
von der Wirkung des Aetzwassers nicht unabhängigen Chemigraphen.
Mit Hilfe der Photographie lassen sich jedoch Stoffe mit so grosser Treue wieder-
geben, wie es auf andere Weise, sobald der Kostenpunkt mit ins Auge gefasst werden
muss, nur schwer oder auch o;ar nicht möglich ist; man braucht da nur auf die Kataloge
der grossen Manufakturwaren- und Wäschemagazine und namentlich auf die in denselben
enthaltenen ausserordentlich feinen Abbildungen von Spitzen, Gardinen etc. zu verweisen,
die oft mit so grosser Genauigkeit in allen Einzelheiten dargestellt sind, dass man
glauben könnte, die Stoffe vor sich zu haben. Und doch bedarf es zu einer derartigen
Wiedergabe nichts weiter, als dass z. B. Gardinen auf einen dunklen Hintergrund glatt
aufgespannt und in dieser Weise in der für den Abdruck erforderlichen Grösse photo-
graphiert werden. Dabei ist allerdings zu beachten, wie hier beiläufig bemerkt werden
möge, dass sich nur sogen, klare Spitzen und Gardinen in Zwirn und Tüll für photo-
zinkographische Reproduktion eignen; bei Mullgardinen würde das Resultat ein un-
befriedigendes sein; sie sind für den Buchdruck nur in Plolzschnitt gut wiederzugeben,
was jedoch nicht unwesentlich teurer sein wird. Im übrigen sind alle Darstellungen
linearen Charakters photographisch direkt auf Zink übertragbar, und da hierbei zugleich

* Bezüglich der Darstellung von Maschinen, Möbeln, musikalischen und anderen Instrumenten wird in den
Fällen, in welchen der Xylograph seine (im Kapitel vom Holzschnitt auch erwähnte) Graviermaschine anwenden kann,
derselbe fast ebenso rasch arbeiten, als der Zinkograph, und da er den Effekt einer Zeichnung zu erhöhen vermag, die
Schraffierungen, wie sie bei Maschinen- und ähnlichen Darstellungen gewöhnlich Vorkommen, im Holzschnitt auch meist
tonreicher und saftiger erscheinen, als in Zinkätzung, so ist ihm da, wo besondere Eleganz beabsichtigt wird, der Vorzug
zu geben. Bei Zinkätzungen würde solche ohne seine nachhelfende und retouchierende Hand ohnehin schwer zu er-
reichen sein.
 
Annotationen