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JOS. SCHOLK. ALGRAPHISCHE DRUCKEREI, MAINS.

ALGRAPHIE
D.-R.-P. Nr. 72470.
Verfahren der Zubereitung von Aluminium-Platten zum lithographischen Druck.
Patentiert in: Oesterreich-Ungarn, Belgien, England, Frankreich, Italien, Vereinigte Staaten von
Nordamerika; Patent in Russland angemeldet.

IT einem praktisch erprobten und bewährten Druckverfahren trete ich heute in die
j|M!= Oeffentliehkeit; seit 16 Monaten drucke ich auf den lithographischen Schnellpressen
0/Abmeiner Anstalt nur noch von Aluminiumplatten, welche auf gusseiserne Blöcke
gespannt sind, die in den Pressen liegen bleiben.
Jede Art lithographischer Schnellpressen ist hierzu geeignet ; zu sicherem, scharfem
und raschem Druck sind für die Auftragwalzen um den Walzenkern geg'ossene Gummi-
überzüge rätlich, doch können auch rauhe Lederwalzen zur Verwendung kommen.
Die vielen teuren und erfolglosen Versuche, welche mit verschiedenen Metall-
druckverfahren auf der lithographischen Schnellpresse gemacht wurden, haben in weiten
Kreisen ein Misstrauen geg'en jede derartige Neuerung hervorgerufen. Als Fachmann
würde ich nicht wagen, mich einem gleichen Misserfolge auszusetzen, wenn nicht jeder
Tag den sicheren Beweis erbrächte, dass der Farbendruck von Aluminium an Güte dem
besten Steindruck ebenbürtig ist und im Vergleich mit letzterem im Betrieb bedeutende
Erleichterungen und Ersparnisse bietet.

Es sind dies; weit billigerer Preis der Aluminiumplatten gegenüber dem Stein,
besonders in den grossen Formaten, Abkürzung des Schleifens, kein Transport eines schwer-
fälligen Materials in der Druckerei, kein Bruch, leichtes Einrichten und leichter Wechsel
in den Maschinen, g'rössere Haltbarkeit der Umdrucke, (12—15000 und mehr von einem
Umdruck bei gleicher Güte der ersten und letzten Bogen), Ersparnis an Farbe und Firnis,
Wiederverwendbarkeit von gekörnten Platten ohne zeitraubendes, erneutes Körnen, Raum-
ersparnis bei Aufbewahrung der Originalplatten, Frachtersparnis bei Transporten auf
Bahn etc., Ersparnis von Arbeitskräften.
Ich betone dabei ausdrücklich, dass die Aluminiumplatten nach Beendigung des
Druckes einfach mit Bimssteinmehl abzuschleifen und ohne jede weitere Präparation
sofort wieder zu gebrauchen sind. Ein kurzes Schleifen mit der Hand genügt; Schleif-
maschinen sind nicht erforderlich. Die Platten nutzen sich kaum ab und sind hundertmal
und mehr zu verwenden. Das Verfahren ist einfach.

Das umstehende Probeblatt ist in Feder auf Aluminium gearbeitet — oder wie ich
es nenne „algraphiert“ und in meiner Anstalt auf einer lithographischen Schnellpresse
Format 75X106 von 0,60 mm dicken Aluminiumplatten gedruckt.
Die Benutzung des Patentes gestatte ich gegen die Verpflichtung des ausschliess-
lichen Plattenbezuges von meiner Firma. Das Verfahren wird in meiner Anstalt gelehrt;
in einigen Tagen wird jeder tüchtige Fachmann die verschiedenen Abweichungen der Algraphie
gegenüber dem Steindruck sich richtig eingeprägt haben. Die Platten sind mit meiner
Schutzmarke versehen und darf dieselbe nicht entfernt werden.
Ich weiss, dass die Einführung eines neuen Verfahrens in den Anstalten meiner
F'achgenossen nicht auf einmal, sondern nur nach vorsichtiger Prüfung, nach und nach
erfolgen wird und kann. Viele werden den langersehnten Ersatz für den lithographischen
Stein freudig begrüssen, die grosse Zukunft der Algraphie richtig würdigen und sich dazu
verstehen, zur Probe eine Schnellpresse für Aluminiumdruck einzurichten. Die Erfahrungen,
welche ich im Laufe von 16 Monaten gesammelt, die Resultate, weicheich im Druck erzielt,
berechtigen mich zu voller Zuversicht. Ich erkläre hiermit ausdrücklich, dass niemand ausser
mir resp. den von mir Bevollmächtigten das Recht hat, mein patentiertes Druckverfahren
zum Gebrauch zu verkaufen. Ich werde jede widerrechtliche Benutzung meines Patentes
auf das unnachsichtlichste verfolgen.
Mainz, 1. Juni 1895.

Jos. Scholz.
 
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