Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
16

Einleitung.

beide Handschriften noch den am Baume hängenden Absalom zur
Composition des Bildes hinzu, mit Rücksicht auf die Ueberschrift des
Psalmes „cum fugeret a facie Absalom“, während im Utrechtpsalter
selbst an dieser Stelle eine Lücke im Bilde zu empfinden ist. Der
Cambridger und der Pariser Psalter sind demnach in engerem Zu-
sammenhänge zu einander und vermuthlich die Copie eines Exemplares,
welches den Utrechtpsalter mit einigen Aenderungen nachbildete und
verloren gegangen ist. Gegen die directe Ableitung des Pariser vom
Cambridger Exemplar sprechen Einzelheiten, deren Angabe hier zu
weit führen würde.

Das Pariser Exemplar des 13. Jahrhunderts (wohl eher fran-
zösisch als englisch) zeichnet sich nun von den älteren Copien da-
durch aus, dass es den Stil der Figuren des Utrechtpsalters gänzlich
abgeworfen hat. Aus den winzigen mit der Feder gezeichneten
Figuren sind viel grössere, fest umzogene, mit Deckfarbe reich odo-
rierte Gestalten auf Goldgrund geworden, die im Stil den übrigen
Erzeugnissen der Periode ganz gleichstehen. Die einzelnen Gruppen
lockern sich voneinander und werden durch starke Terraingrenzen
oder durch Säulenstellungen getrennt, so dass sie allmählich den An-
schein einer Reihe zusammengestellter Einzelbilder erhalten. Die ur-
sprüngliche Hand aber hat nur ungefähr das erste Drittel der sämmt-
lichen Bilder ausgeführt, für die der Raum im Text ausgespart war,
die Fortsetzung geschah erst durch einen italienischen Miniator des
reifen vierzehnten Jahrhunderts, der nicht mehr die alte Vorlage in
Händen hatte, aber im selben Sinne die folgenden Bilder hinzuerfand,
die neben der reinen Wortillustration häufiger zu biblischen Scenen
greifen, als es der Utrechtpsalter that.

Der Utrechtpsalter allein also mit seinen Nachbildungen zieht
sich über ein halbes Jahrtausend durch die Kunstübung des Abend-
landes und zeigt, dass das Verständniss für seine Auffassung von
den Karolingern bis zum Beginn der italienischen Renaissance nicht
verloren war.

Daneben aber ist uns eine Reihe von Psalterien erhalten, die
unabhängig vom Uterechtpsalter nach demselben Prinzip illustrieren.
Die mir bekannten seien hier kurz angeführt:

Amiens1), Stadtbibliotliek Cod. 18 Saec. X, aus dem Kloster
Corbie. Die Illustrationen bestehen in Initialen, die vor den

*) Auf die Psalterien von Amiens und Boulogne machte mich zuerst Herr
Dr. Clemen in Bonn aufmerksam und stellte mir auch bis zur eigenen Besichti-
 
Annotationen