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Graevenitz, George von; Gattamelata [Contr.]
Gattamelata (Erasmo da Narni) und seine Verherrlichung durch die Kunst — Leipzig: E.A. Seemann, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.68593#0035
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Schuld seinen Mitführer Brandolino trifft: war dieser doch ein Nach-
komme jenes Tiberto Brandolini, den Burckhardt zu den »frühesten
völlig emanzipirten Frevlern« rechnet.
In dem zweiten Redner, der in längerer lateinischer Rede Gatta-
melata feierte, in Giovanni Pontano aus Bergamo, tritt uns ein be-
zeichnender Vertreter jener kriegerischen Zeiten entgegen, in denen
die Musen auch das Gewühl des Lagers nicht scheuten, und Dichter
die Heere begleiteten, um die Taten ihrer Führer in meist recht
langweiligen Versen zu feiern, in denen sie aber auch zu Verhand-
lungen und Gesandtschaften verwendet wurden. Der Norditaliener
Pontano stieg übrigens auch zum gefeierten Haupt der Akademie
von Neapel und zum Lehrer und Sekretär dreier Könige von Neapel
auf. Wie und wo er in seinem unruhigen Leben, das nach seinem
eigenen Bericht sich ganz im Lager und auf Reisen abgespielt hat,
aber immer auch in inniger Berührung mit Literatur und Wissen-
schaft geblieben ist, in nähere Beziehung zu Gattamelata oder dessen
Erben getreten ist, wissen wir nicht.
Wohl aber liegen solche Beziehungen klar zutage bei dem
ersten der Epigraphiker, die uns die Persönlichkeit des General-
kapitäns näher zu rücken versuchen, bei Francesco Barbaro, dem
Venezianer aus vornehmer Familie, Staatsmann und Schriftsteller,
der schon mit 21 Jahren in den Senat seiner Vaterstadt berufen
war und dessen Gattin Maria, die Tochter Pietro Loredanos, des
Freundes von Gattamelata wurde. Sein nahes Freundschaftsver-
hältnis zu dem Generalkapitän, für das auch sein inhaltreiches Epi-
graph Zeugnis ablegt, geht jedenfalls auf die Zeit der heldenmütigen
Verteidigung Brescias gegen Piccinino im Jahre 1438 zurück. (S.
S. 19.) Damals hatte es Gattamelata gegenüber der Übermacht
Piccininos für seine Pflicht gehalten, die Stadt dem Heldenmut ihrer
Bewohner und der Energie ihres jugendlichen Governatore Barbaro
zu überlassen, obgleich dieser noch nicht Gelegenheit gehabt hatte,
sich als Krieger auszuzeichnen: Gattamelata hatte den berühmten
Rückzug über die Sarca angetreten. Dachte Barbaro an diese Epoche
im Leben des Feldherrn, als er in seinem Epigraph mit dem schwer-
wiegenden Lobe, daß Gattamelata den sinkenden Stern Venedigs
wieder zu hellem Erstrahlen gebracht habe (inclinatamque rem
 
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