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welche die Sculpturen der römischen Kaiserzeit in ungezählten
Mustern darboten.
Der Verfasser der vorliegenden Arbeit hat für zwei Ge-
mälde Botticelli's derartigen Zusammenhang mit der Antike
nachgewiesen. Es handelt sich hier um zartverästelte Ver-
bindungen, denen er mit Sorgfalt nachgegangen ist. Beim
ersten Gemälde zeigt er, wie nicht ein homerischer Hymnus,
sondern nur im Anklang an diesen Verse Polizian's die Quelle
des Werkes gewesen sind; beim zweiten, wie es derselben
Dichtung entsprang und demgemäß, im Gegensätze zur gemein-
gültigen neueren Erklärung, in einzelnen Theilen umzudeuten
sei. Man folgt diesen Ausführungen mit Zustimmung und
freut sich, einen: so gewissenhaften Forscher zu begegnen.
Zur Sache möchte noch Folgendes hier zu bemerken sein.
Die von Warburg behandelten Gemälde bestehen beide nur
aus einzelnen Theilen, welche, obwohl sie sich nebeneinander
präsentiren, dennoch außer innerem Zusammenhangs stehen,
ja, selbst da, wo sie sich aneinanderdrängen, auch äußeren
Zusammenhanges baar sich auf derselben Fläche beieinander
finden. Wie dicht folgen sich nicht, von links beginnend, beim
zweiten Gemälde die tanzenden drei Grazien, Venus, Prima-
vera und die Nymphe mit ihrem Verfolger, und wie greift,
einen einzigen Fall ausgenommen, nirgends ein Contur in
den anderen über; und selbst wo der flüchtenden Nymphe
Hände in Primavera's Umriß ein wenig hineingerathen, bilden
diese beiden weiblichen Figuren in keiner Weise ein Ganzes.
Diese aufgezählten fünf Elemente des Gemäldes verhalten sich
wie einander fremde Conceptionen, die sich nur zufällig hier
in äußerlicher Gesellschaft finden. Ich sehe in dieser bloßen
Aneinanderfügung einen Beweis mehr für Warburg's Annahme,
welche die Sculpturen der römischen Kaiserzeit in ungezählten
Mustern darboten.
Der Verfasser der vorliegenden Arbeit hat für zwei Ge-
mälde Botticelli's derartigen Zusammenhang mit der Antike
nachgewiesen. Es handelt sich hier um zartverästelte Ver-
bindungen, denen er mit Sorgfalt nachgegangen ist. Beim
ersten Gemälde zeigt er, wie nicht ein homerischer Hymnus,
sondern nur im Anklang an diesen Verse Polizian's die Quelle
des Werkes gewesen sind; beim zweiten, wie es derselben
Dichtung entsprang und demgemäß, im Gegensätze zur gemein-
gültigen neueren Erklärung, in einzelnen Theilen umzudeuten
sei. Man folgt diesen Ausführungen mit Zustimmung und
freut sich, einen: so gewissenhaften Forscher zu begegnen.
Zur Sache möchte noch Folgendes hier zu bemerken sein.
Die von Warburg behandelten Gemälde bestehen beide nur
aus einzelnen Theilen, welche, obwohl sie sich nebeneinander
präsentiren, dennoch außer innerem Zusammenhangs stehen,
ja, selbst da, wo sie sich aneinanderdrängen, auch äußeren
Zusammenhanges baar sich auf derselben Fläche beieinander
finden. Wie dicht folgen sich nicht, von links beginnend, beim
zweiten Gemälde die tanzenden drei Grazien, Venus, Prima-
vera und die Nymphe mit ihrem Verfolger, und wie greift,
einen einzigen Fall ausgenommen, nirgends ein Contur in
den anderen über; und selbst wo der flüchtenden Nymphe
Hände in Primavera's Umriß ein wenig hineingerathen, bilden
diese beiden weiblichen Figuren in keiner Weise ein Ganzes.
Diese aufgezählten fünf Elemente des Gemäldes verhalten sich
wie einander fremde Conceptionen, die sich nur zufällig hier
in äußerlicher Gesellschaft finden. Ich sehe in dieser bloßen
Aneinanderfügung einen Beweis mehr für Warburg's Annahme,