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eine Stelle einräumen, sondern vielleicht von ihm ausgehen
müssen.
Adolf Menzel mar vor nun 50 Jahren die Aufgabe zu-
gefallen, eine Lebensgeschichte Friedrich's des Großen zu illu-
striren, woran sich später die anschloß, die von Friedrich Wil-
helm IV. befohlene neue Ausgabe der Werke Friedrich's mit
bildlichem Schmucke zu versehen. Menzel hat diese Arbeiten
mit einem so großen Betrage schöpferischer Phantasie voll-
bracht, daß seine Erfindungen heute als das für das Rokoko
Maßgebende gelten. In diesen alten Formen, die nicht das
Vergangene wieder hervorlocken, sondern es in neuer Gestalt
erscheinen lassen, hat Menzel siegreich sich zunr zeichnenden
Historiographen des Königs aufgeworfen. Wie die Rokoko-
welt zu Zeiten Friedrich's wirklich aussah, zeigt uns Chodo-
wiecki, der sie im Lichte der vergangenen eigenen Tage repro-
ducirte: wie sie uns heute aber vor Augen steht, hat Menzel
sie geschaffen, und zwar in solchem Umfange, daß das 18. Jahr-
hundert, so wie er es darstellt, als das ächte, das dagegen,
das die Rokokozeit selber uns vor Augen führt, als das un-
ächte erscheint.
Schon vor Menzel war in Paris das Rokoko wieder
lebendig geworden. In natürlichem Kreisläufe war die Mode
dort zu den äußerlichen Formen des 18. Jahrhunderts zurück-
gekehrt. Nach dem vergötternden Cultus des Alterthums,
welcher Revolution und Empire beherrschte, kam man unter
der Restauration allmählich wieder in das Mittelalter, aus
diesem in die Zeiten Ludwig's XIV. und schließlich zu Louis-
quinze und zu den Tagen seines Nachfolgers, mit denen die
der Revolution und des Directoriums sich vermischen. Hier
hat man einstweilen Halt gemacht. Ein Wiederaufleben des
Herman Grimm. Fragmente II. 9
eine Stelle einräumen, sondern vielleicht von ihm ausgehen
müssen.
Adolf Menzel mar vor nun 50 Jahren die Aufgabe zu-
gefallen, eine Lebensgeschichte Friedrich's des Großen zu illu-
striren, woran sich später die anschloß, die von Friedrich Wil-
helm IV. befohlene neue Ausgabe der Werke Friedrich's mit
bildlichem Schmucke zu versehen. Menzel hat diese Arbeiten
mit einem so großen Betrage schöpferischer Phantasie voll-
bracht, daß seine Erfindungen heute als das für das Rokoko
Maßgebende gelten. In diesen alten Formen, die nicht das
Vergangene wieder hervorlocken, sondern es in neuer Gestalt
erscheinen lassen, hat Menzel siegreich sich zunr zeichnenden
Historiographen des Königs aufgeworfen. Wie die Rokoko-
welt zu Zeiten Friedrich's wirklich aussah, zeigt uns Chodo-
wiecki, der sie im Lichte der vergangenen eigenen Tage repro-
ducirte: wie sie uns heute aber vor Augen steht, hat Menzel
sie geschaffen, und zwar in solchem Umfange, daß das 18. Jahr-
hundert, so wie er es darstellt, als das ächte, das dagegen,
das die Rokokozeit selber uns vor Augen führt, als das un-
ächte erscheint.
Schon vor Menzel war in Paris das Rokoko wieder
lebendig geworden. In natürlichem Kreisläufe war die Mode
dort zu den äußerlichen Formen des 18. Jahrhunderts zurück-
gekehrt. Nach dem vergötternden Cultus des Alterthums,
welcher Revolution und Empire beherrschte, kam man unter
der Restauration allmählich wieder in das Mittelalter, aus
diesem in die Zeiten Ludwig's XIV. und schließlich zu Louis-
quinze und zu den Tagen seines Nachfolgers, mit denen die
der Revolution und des Directoriums sich vermischen. Hier
hat man einstweilen Halt gemacht. Ein Wiederaufleben des
Herman Grimm. Fragmente II. 9