462
griechischen Alterthums aus neuen, allermodernsten Gesichts-
punkten heraus steht zu erwarten. Auch die Vermuthung
scheint erlaubt, es würden, während vor hundert Jahren
griechische und römische Antike als eine unterschiedslose Masse
behandelt werden, heute die Jahrtausende und Jahrhunderte
der alten Geschichte getrennt und gesondert die Maler zu
reizen beginnen. Alma Tadema und Böcklin haben hier neue
Wege eingeschlagen.
Immer noch hat sich bis heute jedoch das Rokoko da-
neben gehalten. Mit ganz außerordentlichem Effecte haben
unter französischem Einflüsse spanische Maler es behandelt.
In der Architektur sehen wir von unseren Architekten seine
Formen sogar bevorzugt. Wie dem aber sei, auf der eben
eröffneten letzten großen Kunstausstellung constatire ich die un-
gemeine Spärlichkeit der Gemälde in Rokokokostüme. Menzel's
Kunstformen haben jüngere Repräsentanten erzogen: auch sie
schweigen. In München bereits war diese Sparsamkeit mir
aufgefallen, die, wenn wir die illustrirten Kataloge der euro-
päischen Ausstellungen der letzten Jahre durchblättern, eine
gleichmäßig überall zu beobachtende Erscheinung ist.
Sie hängt zusammen nut einer gewissen allgemeinen Ebbe
in Darstellung historisch zurückliegender Ereignisse. Das Be-
streben der Künstler ist heute, unengagirt zu erscheinen. Alle
Stile und Blöden sind ihnen recht: ihre Vorliebe wenden sie
keiner zu. Tadema hat zuerst versucht, sämmtliche hinter uns
liegende Jahrhunderte bis in die ältesten der ägyptischen Ge-
schichte zurück mit gleichmäßiger Hervorhebung des Kostüms
zu illustriren. Die Rokokodarstellungeu der allerneuesten Zeit
aber werden nicht mehr von dem romantischen Geiste der
früheren getragen, als sei das vorige Jahrhundert vor an-
griechischen Alterthums aus neuen, allermodernsten Gesichts-
punkten heraus steht zu erwarten. Auch die Vermuthung
scheint erlaubt, es würden, während vor hundert Jahren
griechische und römische Antike als eine unterschiedslose Masse
behandelt werden, heute die Jahrtausende und Jahrhunderte
der alten Geschichte getrennt und gesondert die Maler zu
reizen beginnen. Alma Tadema und Böcklin haben hier neue
Wege eingeschlagen.
Immer noch hat sich bis heute jedoch das Rokoko da-
neben gehalten. Mit ganz außerordentlichem Effecte haben
unter französischem Einflüsse spanische Maler es behandelt.
In der Architektur sehen wir von unseren Architekten seine
Formen sogar bevorzugt. Wie dem aber sei, auf der eben
eröffneten letzten großen Kunstausstellung constatire ich die un-
gemeine Spärlichkeit der Gemälde in Rokokokostüme. Menzel's
Kunstformen haben jüngere Repräsentanten erzogen: auch sie
schweigen. In München bereits war diese Sparsamkeit mir
aufgefallen, die, wenn wir die illustrirten Kataloge der euro-
päischen Ausstellungen der letzten Jahre durchblättern, eine
gleichmäßig überall zu beobachtende Erscheinung ist.
Sie hängt zusammen nut einer gewissen allgemeinen Ebbe
in Darstellung historisch zurückliegender Ereignisse. Das Be-
streben der Künstler ist heute, unengagirt zu erscheinen. Alle
Stile und Blöden sind ihnen recht: ihre Vorliebe wenden sie
keiner zu. Tadema hat zuerst versucht, sämmtliche hinter uns
liegende Jahrhunderte bis in die ältesten der ägyptischen Ge-
schichte zurück mit gleichmäßiger Hervorhebung des Kostüms
zu illustriren. Die Rokokodarstellungeu der allerneuesten Zeit
aber werden nicht mehr von dem romantischen Geiste der
früheren getragen, als sei das vorige Jahrhundert vor an-