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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Editor]
Fragmente (Band 1,2) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47242#0193

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Nicht deshalb aber gehört ein Deutsches kunsthistorisches
Institut nach Florenz (oder nach Rom mit einer Florentiner
Filiale), weil es für die Materialsammlung gute Dienste
leisten würde, sondern weil die Entwicklung der toskanisch-
römischen Kunst von 1250—1550 maßgebend ist für alles
neuere Knnststudium. In diesen 300 Jahren ereignet sich
auf beschränktem italienischem Gebiete, daß die wunderbare
geistige Entfaltung eines für alles Geistige hochbegabten Volkes
in den bildenden Künsten und in der Dichtkunst sich vollzieht.
Mit der Betrachtung des Vollkommensten nmß bei jeder
Forschung und bei Belehrung der Jugend begonnen werden:
alle docirende Betrachtung der antiken Welt muß von dem
ausgehen, was von Homer bis zu den athenischen Tragikern
künstlerisch geschaffen ward, alles Studium der neueren Kunst
nmß nut dem beginnen, was Dante und die toskanischen
Maler, Bildhauer und Architekten geschaffen haben. Da
handelt es sich nicht im Hinblicke auf die deutsche Kunst uni
den Vorrang des „Nationalen". Das Nationale trägt der in
sich, welcher die Betrachtung anstellt, den Stoff bietet die
Menschheit.
Wieviel Mühe man sich vor Zeiten schon gegeben hat,
von Berlin aus ein kunsthistorisches Institut in Italien zu
begründen, wird vielleicht einmal bekannt werden. Immer
wieder ist ausgeführt worden, wie die Anfänge des römischen
archäologischen Instituts die wissenschaftliche Betrachtung der
neueren Kunstgeschichte bereits in sich schlossen. Wie Winckel-
mann, Wilhelm von Humboldt, Niebuhr und Bunsen in diesem
Sinne wirkten. Nichts jedoch war zu erreichen. Unterdrücken
aber lassen sich die richtigen Gedanken nicht. Und so sind
sie zu Leipzig in günstigeres Erdreich gekommen. Mögen sie
 
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