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Grisebach, August [Editor]
Römische Porträtbüsten der Gegenreformation — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 13: Leipzig: Keller, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.48326#0039
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erst aus dem Anfang des 16. Jahrh. (Abb. in Italia Artist. Nr. 68: Gius. Gigli, II
Tallone d’Italia II, S. 86 f.). - Die Reihe ließe sich beliebig vermehren. Ein schönes
Denkmal einer Raumdekoration mit Büstennischen in Lunettenfeldern besitzt San
Gimignano im Oratorium des Ospedale di S. Fina, vermutlich von P. Torrigiani
um 1500 (Boll. d’Arte 1915. IX, S. i8iff.).
Am Grabmal die Porträtbüste des Verstorbenen in einer Rundnische zu fassen
- das D. Bertinis (f 1478) von Civitali im Dom zu Lucca ist ein frühes Beispiel -
dieser Gedanke erwachte unter dem Eindruck antiker Grabsteine, für deren
denkmalhaften Charakter damals der Blick sich erschloß. Die allgemeine Zuneigung
zum Tondo als der vollkommenen, zuständlichen Form eines Zentralmotivs
kam hinzu, um den neuen Grabmaltypus zu legitimieren. Ein weiterer wich-
tiger Beweggrund war das Interesse an der Verewigung des Individuums in einer
nach draußen gewendeten, schaubaren Haltung. Schließlich und nicht zuletzt war
auch die Bedeutung der Büste als magisches Sinnbild der verklärten Seele nicht
aus der Vorstellung verschwunden. Die Heiligenbilder im Rund, vor allem auch
die Reliquienbüsten: die kultischen Vorgänger der profanen Bildnisse, hatten die
religiöse Phantasie für den Sinn dieser Darstellungsform empfänglich gehalten.

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