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i. Historische Situation

Die Historiker malen ein düsteres Bild von der
Zeit, die der Renaissance vorausging. Die Pest
breitete sich während des 14 Jahrhundert aus.
In mehreren Schüben kehrte sie wieder, am
schlimmsten 1348. Fast die Hälfte der europäi-
schen Bevölkerung soll ihr zum Opfer gefallen
sein. Die italienischen Metropolen suchte sie
besonders schwer heim. Sie verursachte Krisen
im Bergbau und in der Landwirtschaft; Han-
del und Wandel brachen an vielen Orten ein.
Die Getreideproduktion ging zurück, die Fel-
der verödeten, neue Epidemien brachen aus.
Versumpfung führte wiederum zu Malaria.
Es scheint fast so, als wäre die Renais-
sance als Reaktion auf die Pest entstanden, ge-

wissermaßen weil man in der höchsten Not
effiziente Methoden brauchte, um zu überle-
ben, um mit weniger Arbeitskräften Gewerbe
und Handel aufrechtzuerhalten. Banken ent-
wickelten intelligente Strategien, um Kapital
aus der allgemeinen Katastrophe zu schlagen.
Aber die Renaissance glich nicht etwa dem
deutschen „Wirtschaftswunder" nach der to-
talen Verwüstung im Zweiten Weltkrieg. Auch
wenn sie mit den besonderen wirtschaftli-
chen und politischen Verhältnissen ihrer Zeit
verbunden war, bildete sie in erster Linie ei-
ne geistige Erneuerung. Es wäre vermessen,
deren Ursachen hier vollständig erklären zu
wollen.

▲ 18: Lucantonio degli
Uberti: Florenz, Ketten-
plan (um 1500/10). Kupfer-
stichkabinett Berlin.

2. Der Beginn in Florenz

Florenz gehörte zusammen mit Mailand und
Venedig zu den größten Metropolen Europas.
Im 13. Jahrhundert wurde eine bürgerliche Re-
gierung eingeführt. Seit dieser Zeit war die

Stadt Sitz führender europäischer Banken und
Handelshäuser (Abb. 18). Sie war ein Zentrum
des europäischen Textilgewerbes. Hier wurden
besonders feine Tuche gewebt und gefärbt. Es
 
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