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IV. KAPITEL.

Jules Hardouin-Mansart.

udwig XIV. begann zu altern. In der zweiten
Hälfte feiner Regierungszeit vollzieht lieh ein
auf dem Umfchwun°; der Neigungen des altern-
den Königs zurückzuführender Wandel im hö-
fifchen Leben. Im Anfang- o-ing- es groß und
mächtig, jetzt aber geht es weife, geht bedäch-
tig! Die Prunkliebe hatte fich felbft erfchöpft,
die Vorliebe für ein großes Ceremoniell war in
die Weiten der eigenen Hohlheit zufammengefallen. Der König er-
fchrak über den Wahn der Größe, mit der er fein Menfchenthum
umkleidet hatte, fuchte nach dem wirklich Hohen, Göttlichen. Er fand
es in der katholifchen Kirche, in jefuitilch brünftiger Frömmigkeit. Daß
er fich lchließlich doch nicht den Kopf berücken ließ durch andrängende
Schmeichelei und die Grenzenlofigkeit feines Herrfchvermögens, daß
er feiner Hinfälligkeit bewußt, an feine Pflichten gegen den Staat unter
ernfter Regierungsarbeit dachte — das zeigt ihn erft in einer ächten,
die Fehler feines Lebens überragenden Größe.

Der König war ftiller, fein Leben ruhiger geworden. Der Becher
des Genuffes ging zur Neige. Frau von Maintenon beeinflußte fein
ganzes Dafein und zwar nicht l'o fehr im üblen Sinne, als man zumeiit
annimmt. Man hat keinen Grund, ihre Frömmigkeit in Zweifel zu fetzen.
Wie den ganzen Katholicismus jener Zeit, fo beherrfchte auch fie der
Geilt der Gegenreformation. Die Einheit des Glaubens war das Ziel
 
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