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Körper nach den verschiedenen Richtungen gleich lang strahiig, und also im Ganzen kugelig, zu-
weilen aber auch länglich, indem eine Achse länger als alle übrigen ist. Verbrennt man die Weich-
theile, welche die feste Mitte umgeben, so hängen die kieseligen Stacheln noch nach dem Glühen in
der Mitte zusammen, fallen aber sogleich, wenn man sie mit etwas Salzsäure benetzt, in der Mitte
mit den keilförmigen, noch kantigen, inneren Enden auseinander. Die die Mitte umgebenden weichen
Theile bestehen aus einer dunkelen, körnigen, organischen Masse, von einer durchsichtigen, zarten
Raut bedeckt, und um diese herum liegt zwischen den Stacheln die Gallerte, in welcher man frisch
äusserst zarte, durchsichtige, strahlige Fäden erkennt. Die charakteristischen Stacheln der Acantho-
metren sind weder einzeln, noch im Zusammenhänge in fossilem Zustande oder in den Niederschlägen
des Meeres beobachtet worden.

Wie man aus dieser Zusammenstellung sieht, hatte Müller bereits in dieser ersten Mittheilung
über die Thalassicollen, Acanthometren und Polycyslinen nicht nur deren Bau, sondern auch die
nahen Beziehungen, welche zwischen diesen scheinbar weit auseinandergehenden Organismen obwalten,
im Wesentlichen richtig erkannt. Doch hinderte ihn die musterhafte Vorsicht, mit der er sich bei
Beurtheilung jeder neuen Erscheinung immer nur streng an das Gebiet der feststehenden Thatsachen
hielt, und jeden voreiligen Schluss sorgfältig vermied, schon damals alle 3 Gruppen in einer Ab-
theilung zu vereinigen. Auch halte er zu jener Zeit die Körnchenbewegung an den Fäden
noch nicht gesehen und die Zusammenstellung der Thalassicolla nucleata, die ihm damals noch
nicht vorgekommen war, mit der Noctiluca durch Huxley selbst machte ihn bedenklich. In-
dessen wird bereits die Analogie der weichen Strahlenfäden der Acanthometren und Polycyslinen
mit denen der Actinophrys hervorgehoben. Bei Besprechung der Beziehungen zu anderen verwandten
Naturkörpern macht Müller namentlich auf die grosse Aehnlichkeit der Kieselbildungen mit denen
gewisser Schwämme aufmerksam. Die Acanthometren erinnern an die im Innern der Tethya in der
Sarcodemasse versteckten Gemmulae, von denen man nicht einsieht, wie sie nach aussen gelangen
können. Diese bestehen aus sehr zahlreichen radialen Kieselnadeln, welche im Centrum durch eine
albuminöse Masse verbunden sind. ‘Allein diese Spicula sind am centralen Ende abgerundet, ohne
blattförmige Kanten. Auch weichen die Gemmulae schon durch die überaus grosse Zahl der Stacheln
von den Acanthometren ab. Es ist also nicht wahrscheinlich, dass letztere mit den Spongien irgend-
wie Zusammenhängen. Alles deutet vielmehr darauf hin, dass die Acanthometren selbstständige Or-
ganismen, wie die Polycyslinen, sind. Weder die erstem noch die letztem trifft man jemals in Mehr-
zahl beisammen, als Bestandteile eines grösseren Ganzen, entweder als mehrfach vorhandene Organ-
einheiten oder als gesellig verbundene Individuen, wie es die Nester der Thalassicollen sind. Doch
ist die Aehnlichkeit der Collosphaerenschalen mit denen gewisser Polycyslinen allerdings so gross,
„dass man versucht sein könnte, die Meerqualster für Colonieen von Polycyslinen zu halten“ (p.247).
Andererseits bieten auch die Schalen der Collosphaeren Analogieen zu den Siebkugeln der Tethyen
und die Spicula der Thalassicollen Analogieen zu den Kieselspicula der Spongien dar. Allein die in
der Form ähnlichen kieseligen Siebkugeln der Tethyen umschiiessen keine Weichtheile und sind nur
einzelnen Spicula aequivalent. „Dagegen haben die Kieselschalen der Collosphaera die Bedeutung
einer Summe oder eines Hofes von Spicula um das wesentliche Zellengebilde, weil der Hof von
Spicula um die Zellen der Thalassicolla und die Kieselschale um die Zellen der Collosphaera Aequi-
valente sind.“ Auch mit den sogenannten Gemmulae mancher Spongien und Spongillen, wie z. B.
der Halichondria, könnte man versucht sein, die von Kieselgebilden umlagerten Zellen der Thalassi-
collen zu vergleichen. Auch diese Gemmulae sind bald mit Kieselnadeln, stachelförmigen Spicula,
bald mit einer Kieselkruste von Amphidisken umlagert. Indess sind die Gemmulae selbst durch eine
conslante nackte Depression („Porus“) von den Nestzellen verschieden. Auch sonst sind die Ana-
logieen schwach und ein wesentlicher Unterschied bleibt immer der, dass die Spongien festsitzen, die
Thalassicollen frei im Meere herumtreiben. Die Analogie der Skeletformen kann überhaupt nicht
allein entscheiden, da ähnliche Skeletformen hei sehr verschiedenen organischen Körpern Vorkommen,
 
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