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III. Uebersicht der Verbreitung* der Radiolarien.

IIIA. Topographische Verbreitung. Pelagische Lebensweise.
Verschiedene Bedingungen des Wohnelementes.

Alle Radiolarien leben im Meere und alle Radiolarien, welche bis jetzt lebend beobachtet
worden sind, wurden an der Oberfläche des Meeres schwimmend gefischt. Meyen fand sein Phy-
sematiwm und Sphaerozoum, Iluxley seine Thalassicolla an der Oberfläche der hohen See. Ebenso
sind alle die zahlreichen Arten von monozoen und polyzoen, skeletlosen und skeletführenden Radio-
larien, welche J. Müller und ich im Mittelmeere beobachteten, mittelst der pelagischen Fischerei mit
dem feinen Netze, an der Oberfläche des Meeres oder in geringer Tiefe unter derselben schwimmend
gefangen worden. Auf dem Grunde der See sind bisher ebenso wenig, als im Süsswasser lebende
Radiolarien beobachtet worden. Bis jetzt steht also keine Thatsache der Annahme entgegen, dass
dieselben eine ausschliesslich pelagische Lebensweise führen. Sie bilden in dieser Beziehung einen
interessanten Gegensatz zu den nächslverwandten Polythalamien, von denen es bekannt ist, dass sie
in ganz überwiegender Mehrzahl auf dem Grunde des Meeres leben und nur ausnahmsweise, durch
Stürme oder Strömungen, von dem Grunde, ihrem natürlichen Wohnort, losgerissen und fortgeführt
werden. So trifft man dieselben im Wasser suspendirt häufig in der Nähe der Küsten, besonders
wenn heftige Stürme den Grund aufgewühlt und mancherlei schwerere Partikelchen dem Wasser bei-
gemengt haben. In derselben Weise, von den Wellen getragen, findet man dann auch junge Echino-
dermen, Polypen und andere Thiere, welche unzweifelhaft nur auf dem Grunde leben, aber durch
die Bewegung des Wassers fortgerissen und eine Zeit lang an der Oberfläche suspendirt erhalten
werden. Auch auf den abgerissenen Stücken von Seetang, welche man in allen Meeren so häufig
antrifft, findet man oft Polythalamien, wie andere mit fortgeführte Thiere, die auf dem Grunde wohn-
ten. Doch abgesehen von diesen zufälligen Erscheinungen, kommen gewisse, namentlich jüngere Po-
lythalamien an einigen Orten so constant und in solcher Masse an der Oberfläche der See schwim-
mend vor, dass die Vermuthung gerechtfertigt erscheint, es komme ihnen, wenigstens in einem ge-
wissen Lebensalter, eine ganz pelagische Lebensweise, abweichend von den meisten übrigen, zu.
So fand Müller an der französischen Küste bei S. Tropez in dem Auftriebe des pelagischen Netzes
sehr häufig jüngere Rotalien, besonders aber Globigerinen und Orbulina unwersa, letztere beide häufig
mit sehr feinen Kalkröhrchen bedeckt, den verlängerten Mündungsrändern der feinen Poren, durch
die die Pseudopodien aus der Schale hervortreten. Dergleichen Globigerinen und Orbulinen fischte
ich auch in Messina fast täglich mit dem feinen Netze, oft in grosser Anzahl, namentlich im Februar.
Sehr oft war die Schale mit einem ganzen Walde der ausserordentlich langen und borslendünnen,
nach allen Seiten abstehenden Kalkröhrchen bedeckt, welche vielleicht wesentlich dazu beitragen.
 
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