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wie im Verhältniss und Ausbau der einzelnen Kammern unverkennbar, und die Ilauptunterschiede sind
wieder durch die oben erwähnten Differenzen des Baumaterials bedingt. Auch hier wieder stellt aber
die sehr geringe Grösse der Schale, verbunden mit ziemlich bedeutender Undurchsichtigkeit, der Er-
forschung der feinsten Zusammensetzung viel bedeutendere Schwierigkeiten entgegen, als bei den
grösseren und derberen Polythalamien; nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es mir, diese nur
dadurch zu überwinden, dass ich die Schale nach einander in mehreren, das Licht sehr verschieden-
artig brechenden Flüssigkeiten von den verschiedensten Seiten beobachtete und durch theilweise
Zertrümmerung einen Einblick in das künstliche Labyrinth des innern Baues gewann. Fossile For-
men dieser Abtheilung sind noch nicht bekannt. Die beiden einzigen Arten der Gattung, die ich bei
Messina auffand, sind mit zahlreichen, einfach griffelförmigen, radialen Stacheln bewaffnet, welche
zwischen den ungleichen Löchern der Oberfläche allenthalben ausstrahlen.- Sie sind nur von Kammer-
länge bei dem kugeligen Litlielius alveolina, von der Länge des ganzen Gehäusdurchmessers bei
dem ellipsoiden Litlielius spiralis. Bei ersterem sind die Kammern, wenigstens die äusseren um mehr
als das dreifache grösser, als bei letzterem, hei dem dafür die Zahl der Kammern um mehr als das
zehnfache grösser ist.

Spongoidschalen.

Die Spongoidschalen oder die schwammigen Kieselgehäuse finden sich bei 3 verschiedenen
Radiolarienabtheilungen vor, welche man wieder füglich als Unterfamilien oder als Tribus in einer
Familie vereinigen kann, die wir die Sponguriden nennen wollen (Taf. XII, Fig. 11 —15; Taf. XXV;
Taf. XXVI; Taf. XXVII, Fig. 1—5; Taf. XXVIII, Fig! 1 —10). Diese 3 Gruppen sind die Spongo-
sphaeriden, die Spongocycliden, die Spongodisciden, von denen die ersteren zu den Ommatiden und
zu den Coccodisciden, die zweiten zu den Trematodisciden hinüberführen, während die dritte Ab-
Iheilung als der eigentliche Typus der Familie betrachtet werden kann, indem hier der Charakter
des. kieseligen Schwammskelets am reinsten und einfachsten hervortritt. Dieser besteht wesentlich
darin, dass eine sehr grosse Anzahl Kammern, durch feine Kieselbalken umschrieben und geschieden,
zu einem dicht schwammigen Gerüst verbunden sind, welches den ganzen Binnenraum der Central-
kapsel durchzieht und dieselbe ringsum zugleich schützend umgiebt. Wollte man auch für diesen
Schalentypus ein Analogon unter den Polythalamien suchen, so würde es in der Familie der Acervu-
liniden oder Soroideen zu finden sein, welche aus der Gattung Acervulina besteht, einem formlosen
oder verschieden gestalteten Haufen von ungleichen und unregelmässig zusammengehäuften Kammern
verschiedener Grösse und Form1). Diese würde insbesondere unserer Gattung Spongurus oder Spon-
godiscus entsprechen. Doch sind die durch das verschiedene Baumaterial beider Ordnungen bedingten
Unterschiede hier noch grösser und auffallender, als hei den Cyrtiden und Nodosariden, oder bei den
Disciden und Soritiden. Die Scheidewände der Kammern sind allermeist auf äusserst feine Balken
reducirt, welche nur den Kanten der Kammern entsprechen und ihre Form und Grösse umschreiben,
die Kammern selbst sind nur bei den Spongosphaeriden von ansehnlicher Grösse, sonst meist äusserst
klein und eng, und meist von sehr unregelmässiger Gestalt. Man kann diese Lücken oder Fächer
des kieseligen Schwammwerks bei vielen Sponguriden kaum mehr als Kammern bezeichnen.

Diejenige Sponguriden-Gattung, welche sich an die bisher erläuterten Formen zunächst an-
schliesst, ist Rhizosphaera (Taf. XXV), welche der Gattung Actinomma so nahe steht, dass man sie,
wenn der Besitz schwammiger vielkammeriger Skelettheile sie nicht zu den Spongoidschaligen stellte,
unbedingt an diese Ommatiden-Gattung anschliessen würde. Wie bei Actinomma finden sich
auch bei Rhizosphaera in der Mitte der kugeligen Centralkapsel 2 in einander geschachtelte und
durch Radialstäbe verbundene concentrische Gitterkugeln. Aber statt durch eine gegitterte Rinden-

*) Vergl. M. Schultze, Polythalamien, p. 67, Taf. VI, Fig- 12—15.
 
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