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sicher, dass ich viel Werth darauf legen will, zumal der Fall eintreten zu können scheint, dass an
einem Theile der Oberfläche die Pseudopodien noch unverändert ihr Spiel treiben, während sie an einem
anderen Theile völlig in eine Gallertmasse verschmolzen sind. Dieser letztere Umstand bringt mich
auf die auch aus anderen Gründen sehr wahrscheinliche Vermuthung, dass die Verwandlung der Sarkode
der Matrix und ihrer Pseudopodien in eine homogene Gallerte, welche immer mit bedeutender Volums-
zunahme (durch Wasser-Imbibition) verbunden ist, nicht immer absolut cadaveröses Phänomen ist,
sondern auch bei Lebzeiten des Thieres, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, eintreten und sich
dann wieder lösen kann, während gewöhnlich allerdings eine einfache Retraction der Pseudopodien
ohne Volumszunahme und Imbibition dadurch geschieht, dass dieselben sich verkürzen, verdicken und
an ihrer Basis unter einander und mit der gemeinsamen Matrix verschmelzen. Erst dann, wenn die
Gallertmasse eine gewisse Stufe der Ausdehnung erreicht hat und wenn sich die Oberfläche
derselben mit verschiedenartigem Schmutze bedeckt, scheint mir dies ein sicheres Zeichen des Todes
zu sein. Der letztere bereits von Müller erwähnte Umstand, der Anflug von Schmutz, scheint all-
gemein bei der Gallerthülle aller todlen Radiolarien einzutreten und erklärt sich wohl einfach durch
die klebrige Beschaffenheit auch der imbibirten Sarkode. Wie im Leben, so bleiben auch im Tode
die verschiedensten Körperchen leicht an der klebrigen Sarkode haften. Während sie aber am leben-
den Thiere durch die beständigen Ströme in das Innere geführt werden, so häufen sie sich am todten
leicht auf der Oberfläche an. Bei den todten Meerqualstern, den Polyzoen, gehl diese Bedeckung mit
den verschiedenartigsten, im Seewasser suspendirten und namentlich im pelagischen Mulder massenhaft
sich anhäufenden Körperchen, den verschiedensten kleinen Organismen, den Resten grösserer Thiere
und Pflanzen u. s. w. so weit, dass die Qualster häufig dadurch ganz unkenntlich werden, und man
die einzelnen Individuen darin nicht mehr ohne Weiteres wahrnimmt.

Die Matrix der vollkommen lebendigen und lebenskräftigen Radiolarien, welche man ganz
unversehrt mit dem Glase geschöpft hat, zeigt unmittelbar nach dem Einfangen, wenn man sie mit
der gehörigen Vorsicht betrachtet, gewöhnlich keine Spur einer Gallerte. Als der Mutt erb öden der
Pseudopodien bildet sie in allen Fällen eine zusammenhängende Schleimschicht, welche die Central-
kapsel völlig umschliesst und nur bei den Entolithien von den aus der letzteren hervortretenden
Skelettheilen durchsetzt wird. Die Mächtigkeit derselben wechselt in den verschiedenen Familien.
In vielen Familien, besonders der Ektolithien, erscheint sie hei reichlich ausgestreckten Fäden nur als
eine dünne, zarte Schleimhülle der Kapsel von oft kaum 0,001'mn Dicke. So bei den Acanthodes-
iniden, Cyrtiden, Ethmosphaeriden, bei welchen Familien sie im Leben häufig sehr wenig in die Augen
fällt und erst nach dem Tode, in Wasser gequollen, mächtig anschwilll. In einer Reihe anderer
Familien, namentlich der Entolithien, bildet dagegen der Mutterboden constant ein ansehnlich dickes
Lager, welches zuweilen ziemlich undurchsichtig ist und den Kapselinhalt mehr oder weniger verdeckt.
Häufig sind dann zahlreiche Bläschen und Körnchen eingelagert und verleihen ihm ein flockiges, oft
fast wolliges Aussehen, und eine trüb gelbliche oder weissliche Färbung. So hüllt er häufig bei den
Cladococciden die aus den Kapseln vortretenden Stacheln noch eine Strecke weit ein. Bei den
Ommatiden füllt er gewöhnlich den Raum zwischen Kapsel und Rindenschale mehr oder weniger aus.
Ebenso erscheint er innerhalb der Spongoidschalen der Spongosphaeriden, Spongocycliden und Spon-
godisciden sehr entwickelt. Auch bei den Entolithien mit Discoidschale, den Disciden, ist er meist
recht dick und undurchsichtig, so dass sich die Grenze zwischen ihm und der Centralkapsel schwerer
als sonst bestimmen lässt. Am mächtigsten erscheint er da, wo Pigment oder andere besondere Ein-
lagerungen in Menge in ihn eingebettet sind, so bei Coelodendruin, Thalassoplancta. Bei den mit
einer Alveolenhülle umgebenen Colliden, Thalassicolla, Aulacant ha, kann man sogar die ganze Alveolen-
hülle mit zum Mutterboden rechnen, da erst ausserhalb derselben isolirte Fäden hervortreten. Aehnlich
bei den Polyzoen. Doch ist bei letzteren, sowohl bei den Sphaerozoiden als Collosphaeriden, meistens
sehr deutlich eine besondere, oft ansehnlich dicke, trübe Schleimhülle um jedes Individuum (Central -
kapsel) vorhanden, welche bei den Collosphaeren oft den ganzen Zwischenraum zwischen Kapsel und
 
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