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DIE WERKE

DER BAYERISCHEN AMTSPERIODE

DER ENGLISCHE GARTEN IN MÜNCHEN

Nachdem Kurfürst Karl Theodor seine Residenz von Mannheim nach
München verlegt hatte (1778), tritt wiederholt der Fall ein, daß er
Künstler und Beamte aus xlem pfälzischen Kreis zur Übersiedlung in die
neue Hauptstadt zu veranlassen sucht. Allgemein stößt er bei den Pfalzern
auf Widerstand. Der Ruf Münchens als einer europäischen Kunststadt war
noch keineswegs gesichert. Auch Sckell hat ein Vorurteil gegen München ge-
hegt. Trotzdem wird man gestehen müssen, daß erst hier sein Stil sich zu der
vollen Weite und Freiheit der Naturanschauung durchgebildet hat, in der wir
seine Meisterschaft erblicken; und daß seine Werke den Auftakt bilden zu
jener monumentalen, damals noch gar nicht zu ahnenden städtebaulichen
und kulturellen Entwicklung, die unter Ludwig I. die Stadt zu einem be-
rufenen Ort klassischer Kunstgestaltung hat ausreifen lassen. Schon allein in
bezug auf den Umfang der Arbeiten stellen der Englische Garten und Nym-
phenburg alles in den Schatten, was Sckell im rheinischen Gebiet zur Be-
arbeitung hatte übernehmen dürfen. Sein Münchner Schaffen fußt auf einer
alten und großen Tradition. Bereits der Machttrieb des Spätbarock hatte das
Land mit gewaltigen gärtnerischen Anlagen versehen. Die Schlösser, an die
sich die Parks anlehnten, waren großräumiger disponiert als anderwärts. Nun-
mehr war der Zeitpunkt gekommen, in dem die höfische Gartenkunst in eine
städtebaulich-soziale sich verwandelt und die Anlagen der Residenzstadt aus
der Größe der fürstlichen Besitzverhältnisse unermeßlichen Nutzen ziehen.
Der Englische Garten gilt als dasjenige Werk, das die volle Meisterschaft Sckells
bezeichnet und mit dem sein Name unmittelbar im populären Bewußtsein ver-
knüpft geblieben ist. Gleichwohl war nach dem bisherigen Stand der For-
schung seine Mitwirkung an der ursprünglichen Schöpfung zweifelhaft. Die
Namen des Grafen Rumford und des Freiherrn von Werneck beeinträchtigen
gerade in den frühesten Jahren seinen Schaffensanteil. Es ist auch nicht ohne

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