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in Santa Trinitä zu Florenz — erscheint uns diese Anbetung als eine
frühe Arbeit des Künstlers. Kompositionsweise und Formenideal nähern
sich mehr der Art der Giotto-Schule, als die der Verkündigung, und
dieser Umstand beweist, wie wir häufig wahrnehmen können, dass
ein Maler in dem Styl der Predella seinem Hauptbilde voraneilt, in-
dem er bei einer kleinen Darstellung es eher wagt, neue Bahnen zu
betreten.
Rechts sitzt die Madonna vor einer Nische auf einem Thron und
neigt sich zärtlich über das Kind auf ihrem Schosse, welches das Händ-
chen erhebt, um den knieenden König zu segnen. Joseph, den Kopf
in einen weissen Mantel gehüllt, steht neben Maria und beugt sich
herab, um den greisen König herzlich zu empfangen, indem er ihm
die rechte Hand traulich auf die Schulter legt. Unmittelbar hinter
diesem knieen auch die anderen Könige mit gesenktem Haupte und
beten das Kind an. Links blickt ein Hirte durch eine Thür, auf seinen
Stab gelehnt, beobachtet er den Vorgang. Alle stehen ganz unter der
Macht ihrer Empfindungen. Ein neues Raumgefühl spricht sich in dem
richtigeren Verhältnis der Architektur zu den Menschen aus, und Freude
an der Natur zeigt sich in den Olivenbäumen, welche hinter der Mauer
blühen, die mit der Nische rechts und der Thüre links einen abge-
schlossenen Raum für die Handlung bilden. Der Faltenwurf ist zierlich
und weich, und die Gewänder fallen in Ringeln auf die Erde zu-
sammen. Am meisten aber fällt die geschwungene, ausgebogene Stell-
ung der Gestalten in die Augen. Diese Stellung, die harmonische
Farbengebung, sowohl wie die zierliche Feinheit der Ausführung des
Bildes sind eine Folge der sienesich-gothischen Reminiscenzen, welche
den Styl Lorenzo’s auch in Florenz beherrschten.
Die Predella des einzigen von Lorenzo mit seinem Namen be-
zeichneten Bildes, der grossen Krönung Mariä aus dem Jahre 1413
(jetzt in den Uffizien Nr. i3op), zeigt eine beinahe genaue Wieder-
holung der Komposition in Santa Trinitä, mit der Eigentümlichkeit,
dass der Leitstern in Form eines griechischen Kreuzes gemalt ist, und
in der Raczinski-Sammlung des Berliner Museums befindet sich eine
dritte solche kleine Anbetung von Don Lorenzo. Dessen bedeutendstes,
einflussreiches Werk aber bewahren die Uffizien unter Nr. 3p. Es ist
ein Altarbild mit drei Giebelaufsätzen, deren Bildchen der Verkündig-
ung und der Propheten, spätere Zusätze von der Hand Cosimo Ro-
selli’s sind. Die Farbe ist dunkel, und im allgemeinen herrscht ein
Lorenzo eigenes Grün vor.
Mit dieser Darstellung behauptet die Anbetung der Könige ihren
in Santa Trinitä zu Florenz — erscheint uns diese Anbetung als eine
frühe Arbeit des Künstlers. Kompositionsweise und Formenideal nähern
sich mehr der Art der Giotto-Schule, als die der Verkündigung, und
dieser Umstand beweist, wie wir häufig wahrnehmen können, dass
ein Maler in dem Styl der Predella seinem Hauptbilde voraneilt, in-
dem er bei einer kleinen Darstellung es eher wagt, neue Bahnen zu
betreten.
Rechts sitzt die Madonna vor einer Nische auf einem Thron und
neigt sich zärtlich über das Kind auf ihrem Schosse, welches das Händ-
chen erhebt, um den knieenden König zu segnen. Joseph, den Kopf
in einen weissen Mantel gehüllt, steht neben Maria und beugt sich
herab, um den greisen König herzlich zu empfangen, indem er ihm
die rechte Hand traulich auf die Schulter legt. Unmittelbar hinter
diesem knieen auch die anderen Könige mit gesenktem Haupte und
beten das Kind an. Links blickt ein Hirte durch eine Thür, auf seinen
Stab gelehnt, beobachtet er den Vorgang. Alle stehen ganz unter der
Macht ihrer Empfindungen. Ein neues Raumgefühl spricht sich in dem
richtigeren Verhältnis der Architektur zu den Menschen aus, und Freude
an der Natur zeigt sich in den Olivenbäumen, welche hinter der Mauer
blühen, die mit der Nische rechts und der Thüre links einen abge-
schlossenen Raum für die Handlung bilden. Der Faltenwurf ist zierlich
und weich, und die Gewänder fallen in Ringeln auf die Erde zu-
sammen. Am meisten aber fällt die geschwungene, ausgebogene Stell-
ung der Gestalten in die Augen. Diese Stellung, die harmonische
Farbengebung, sowohl wie die zierliche Feinheit der Ausführung des
Bildes sind eine Folge der sienesich-gothischen Reminiscenzen, welche
den Styl Lorenzo’s auch in Florenz beherrschten.
Die Predella des einzigen von Lorenzo mit seinem Namen be-
zeichneten Bildes, der grossen Krönung Mariä aus dem Jahre 1413
(jetzt in den Uffizien Nr. i3op), zeigt eine beinahe genaue Wieder-
holung der Komposition in Santa Trinitä, mit der Eigentümlichkeit,
dass der Leitstern in Form eines griechischen Kreuzes gemalt ist, und
in der Raczinski-Sammlung des Berliner Museums befindet sich eine
dritte solche kleine Anbetung von Don Lorenzo. Dessen bedeutendstes,
einflussreiches Werk aber bewahren die Uffizien unter Nr. 3p. Es ist
ein Altarbild mit drei Giebelaufsätzen, deren Bildchen der Verkündig-
ung und der Propheten, spätere Zusätze von der Hand Cosimo Ro-
selli’s sind. Die Farbe ist dunkel, und im allgemeinen herrscht ein
Lorenzo eigenes Grün vor.
Mit dieser Darstellung behauptet die Anbetung der Könige ihren